Um 3 Uhr morgens war die Nacht zu Ende. Eine Tasse Tee, einen Toast, Tattoos auf den Armen aufgeklebt, Getränke angerührt, das übliche halt. Um 4:15 sind wir dann zusammen mit unseren französichen Mitbewohnern nach Kailua Kona reingefahren und von einem der offiziellen Parkplätze zum King Kamehameha Hotel runtergelaufen. Die Wechselzone war schon geöffnet und ich hab Tacho und Getränke zu Stevie gebracht und die Reifen kontrolliert – alles ok! Dann nochmal ein kurzer Wege-Check und das wars dann schon. Kai hat in der Lobby vom KKH auf mich gewartet und dann haben wir gemeinsam gewartet. Der Start der Profi-Frauen war um 06:25 und meine Alterklasse W50-54 war um 6:55 an der Reihe. Gegen 6:15 haben wir das Hotel verlassen und ich bin zum Line up in meinen Startkäfig. Da kam Kai von außen dran und hat mich ein letztes Mal in die Arme genommen und mir alles Gute gewüscht. Um 6:45 mussten wir ins Wasser und bis zur Vorstartlinie vor, dann durften wir an die Startlinie auf der Stelle schwimmen bis es um 6:55 losging. Ich habe tatsächlich fast den ganzen Weg raus Vorderbeine gehabt und es ging ziemlich friedlich zur Sache. Erst um die Boote herum, als ein Pulk der Damen der AK hinter mir aufgeschwommen ist, gab es kurzzeitg etwas Geprügel und ich musste eine Weile alleine schwimmen. Ich habe die Bojen aber immer gut im Blick gehabt und war der Meinung, dass ich eine gute Linie schwimme. An der Treppe beim Ausstieg zeigte die Uhr 1:29 an, wie geil war das denn? Denn einfach war das schwimmen heute nicht, es hatte schon Wellen und Strömung. Über beide Backen strahlend bin ich auf Wolke 7 durch die Wechselzone.
Das Radfahren war ok, theoretisch hätte ich mir eine besnsere Zeit erhofft, andererseits hatte ich ja auch hier beim Training 6 Wochen kein bis nur kurzes Training auf der Rolle. die ersten 60 km liefen gut, dann wurde es bis nach Hawi hoch zäh und der Rückweg ging anfangs wieder gut, dann wurde es wieder etwas zäh. Als ich dann hochgerechnet habe, dass unter 7 Stunden möglich sind, da waren die letzten 40 km wieder besser. Es hatte zwar keinen furchtbaren Wind, aber eben doch Wind und ehrlicherweise wäre vermutlich auch bei besserer Vorbereitung nur so 30 Minuten mehr drin gewesen, aber hätte – wäre – wenn zählt nicht. Auf jeden Fall haben Stevie und mein Maskottchen Max meine Ermahnungen – manche sagen auch Drohungen – Ernst genommen und es kam zu keiner Panne. (Ich hatte meinem Fahrrad und meinem Maskottchen mitgeteilt ich würde sie bei einer Panne im Meer versenken.)
In der Wechselzone 2 musste ich mir mit den Handtüchern aus dem Eisfass erstmal ausgiebig den Kopf kühlen, aber es war klar – das Finish nimmt mir keiner mehr! Es hätte jetzt auch mit gehen gereicht. Strahlend bin ich los, wohl wissend was noch vor mir liegt. Da es dieses Jahr weniger Verpflegungsstellen auf der Laufstrecke gab als sonst und meine beiden „langen“ Läufe seit meinem Ermüdungsbruch aus 2 Läufen über je 1,5 Stunden bestanden, habe ich für mich beschlossen von Anfang an in jeder Verpflegungsstation zu gehen und mich ordentlich zu kühlen und ordentlich zu trinken und zu essen. Diese Strategie ging auch ganz gut auf.
Nach 24 Kilometern, runter zum Energy-Lab hatte ich dann ein Tief und bin ca. 2 km gegangen. Als ich dann aber hochgerechnet habe, wie lange der Marathon dann noch geht, habe ich beschlossen, dass Mimimi jetzt zu Ende ist und ich wieder jogge. Und das hat dann tatsächlich bis ins Ziel funktioniert. Mit meinem Glühstab bin ich aus dem Energy-Lab hoch, den Queen-K durch die Dunkelheit (eine Stirnlampe hätte durchaus Sinn gemacht, hätte ich eine aus Deutschland mitgebracht – das war tatsächlich ein Anfängerfehler). Und dann trotz der unterirrdischen Laufvorbereitung noch Sub 5 im Marathon… What a day! Das war das Rennen meines Lebens, ich bin so zufrieden, stolz und glücklich über die Ziellinie. Anything is possible. Never stop moving forward. Never give up.
Danke an alle, die in irgendeiner Form zu meinem Finish beigetragen haben!