2022TriathlonUrlaub

05.08. – 15.08.2022 Finnland oder das Wunder von Kuopio

05.08. Tag 1 - Vorwort und Abfahrt

Eigentlich wollte sich Kai 2020 in Südafrika zum dritten Mal für Hawaii qualifizieren, aber dann kam die Pandemie dazwischen und Südafrika wurde abgesagt. Im Nachgang war eine der Optionen, den Startplatz nach Kuopio in Finnland zu übertragen. Da wir nicht wussten wie das mit dem Reisen so weitergeht, fanden wir die Idee gut, den Startplatz nach Europa zu holen. Letztes Jahr fielen dann Kuopio und Frankfurt auf das gleiche Wochenende und Kai konnte seinen Startplatz ein weiteres Jahr schieben. Jetzt war es also soweit.

Ich habe meine Legacy-Startzusage für Hawaii 2022 seit letzem Jahr und es war natürlich immer ein Lebenstraum für uns once a lifetime gemeinsam an der Startlinie in Kona zu stehen, Kai hat leider seit 2020 – kein Zusammenhang mit Corona  😉 – mit allerlei Beschwerden und Zipperlein beim Laufen zu kämpfen und konnte nicht mehr an alte Leistungen anknüpfen. Eine erneute Hawaii-Quali war also in weite Ferne gerückt und wir haben im Vorfeld im Spaß immer vom Wunder von Kuopio geredet … 

Ein Flug nach Finnland kam wegen des ganzen Gepäcks nicht in Frage und wir hätten dort oben ja trotzdem noch einen Mietwagen gebraucht. Außerdem war das irgendwie auch eine taktische Entscheidung um im letzten Moment noch abspringen zu können. Also kam unser guter alter Transl mal wieder zum Zuge. Aus Preisgründen und wegen der Abwechslung haben wir uns entschlossen diesmal zum ersten Mal die Strecke über Polen und das Baltikum auszuprobieren.

Um 15 Uhr ging es dann endlich los – bis zu einer Autobahnraststätte irgendwo in Polen sind wir noch gekommen.

06.08. Tag 2 - Fahrt

Am Morgen ging es dann den restlichen Weg durch Polen und dann nach Litauen, Lettland und Estland. Auch den Störchen scheint es in Polen zu gefallen. Wir haben unzählige Storchennester gesehen. Das Wetter hat es leider nicht ganz so gut gemeint und einen Großteil der Strecke hat es geregnet. 

Die Straßen in allen baltischen Staaten waren gut zu fahren, es war wenig Verkehr, aber es hat sich ganz schön hingezogen. Von unserem ursprünglichen Plan die letzte Fähre von Talinn nach Helsinki um 22:30 zu erreichen, mussten wir uns irgendwann verabschieden. 

Als das klar war, haben wir uns hinter Riga an der Ostsee noch eine kleine Pause zum Füsse vertreten gegönnt.

Und eine weitere zu einem späten Abendessen an einer Tankstelle. Um 0:30 sind wir dann am Hafen in Talinn angekommen.

07.08. Tag 3 - Fähre nach Finnland und Familienbesuch

Die erste Fähre um 07:30 war unsere. Zur Stärkung haben wir uns am mega-leckeren Frühstücksbuffet gelabt und ein paar Fotos an Deck gemacht. An Deck war es ganz schön frisch und windig. 

Beim Ablegen der Fähre in Talinn

Vom Hafen in Helsinki war es dann quasi nur noch ein Katzensprung nach Porvoo zu Kais Schwester. Nach einer kleinen Radeinheit sind Kais Onkel und Tante noch zum finnischen Kaffee vorbeigekommen (nicht mit Kaffee und Kuchen in Deutschland vergleichbar). Anschließend haben wir uns noch für eine kurze Badeeinheit an den örtlichen (Bade-) Fluss begeben.

08.08. Tag 4 - Familienbesuch

Heute sind wir zwischen Frühstück und Mittagessen an den Tervajärvi zum schwimmen …

… und haben auf dem Rückweg im Supermarkt unser erstes Kingis (unser liebstes Stieleis in Finnland) erbeutet  – ja, noch vor dem Mittagessen 😉

09.08. Tag 5 - Familienbesuch

Heute haben wir zwischen Frühstück und Mittagessen eine wirklich kleine Radtour nach Porvoo gemacht, meine erste Outdoor-Radfahrt seit meinem Ermüdungsbruch vor 5 1/2 Wochen.

Und Eis essen nach dem Frühstück scheint eine neue Angewohnheit von uns zu werden.

10.08. Tag 6 - Weiterfahrt nach Kuopio

Nach dem Frühstück haben wir uns von Kais Schwester und Familie verabschiedet und sind ca. 450 km Richtung Norden gefahren. Der Wettkampfort Tahko liegt noch etwas nördlich von Kupio, hat aber keinen Campingplatz und daher hat uns unser Weg „nur“ bis Kuopio geführt.

Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen blinden Anhalter mitsamt Blindenhund aufgegabelt. Wir konnten ihn leider nur ein Stück mitnehmen, da der Umweg über Joensuu für uns dann doch viel zu weit geworden wäre. Wir haben uns super nett unterhalten und erfahren, dass er der erste finnische Weltmeister im Para-Sportschießen ist.

Auf dem Camping gab es natürlich auch eine Sauna. Allerdings war nur die Aamu-Sauna in der Platzgebühr inbegriffen, zu den anderen Zeiten konnte man sie aber mieten. So haben wir spontan beschlossen, uns nach dem Abendessen eine private Ilta-Sauna zu gönnen. So genial, wenn man nach der Sauna direkt in den See springen kann.

11.08. Tag 7 - Weiterfahrt nach Tahko

Da ja wie erwähnt die Aamu-Sauna gratis ist und wir morgens im See schwimmen wollten, haben wir das doch glatt verbunden – schwimmen und dann zum aufwärmen in die Sauna, die Mädchen links, die Buben rechts 🙂

Wir mussten den Camping erst um 15 Uhr verlassen und waren deswegen noch vom Camping aus eine kleine Runde Rad fahren und danach duschen und dann gins es weiter nach Tahko zum Startunterlagen abholen und zur Wettkampfbesprechung.

Kai hat sich auf dem großen Logo auch gefunden.

Nach dem Abendessen haben wir uns noch etwas vor Ort umgesehen.

Und schon mal Schwimmein- und Ausstieg inspiziert.

12.08. Tag 8 - Wettkampfvorbereitung und Check-In

Eine letzte Radfahrt, Tüten, Rad und Helm bekleben, das übliche Prozedere hat uns heute beschäftigt und während Kai sein Rad eingecheckt hat, habe ich für ein frühes Abendessen im Bus gesorgt.

13.08. Tag 9 - Wettkampftag

Am Samstag ist Kai dann beim Ironman Finnland in Kuopio Tahko gestartet. Tahko ist ein Skigebiet in Mittelfinnland ca. 450 km nördlich von Helsinki. Damit ist der Wettkampf der nördlichste Ironman in Europa. Der Wetterbericht sagte mit 21 Grad und Sonne perfekte Bedingungen vorher, allerdings war es frühmorgens mit 11 Grad noch bitter kalt. Kai wollte als erstes die Standheizung anmachen, aber zu unserem Entsetzen tat die nicht. Eventuell hing das mit der Tankreparatur von neulich zusammen. Zum Glück haben wir ja noch unseren Dieselherd, den wir dank eines kleinen Umbaus von Kai auch als Heizung nutzen können. Unser Parkplatz war ca. 500 Meter von der Wechselzone und weitere 500 Meter von Start und Ziel entfernt. So sind wir gleich um 6 Uhr bei Öffnung der Wechselzone vor Ort gewesen und dann gemütlich zum Start gelaufen. Die verbleibende Zeit haben wir im Foyer des Hotels vor Ort verbracht – so viele Nicht-Gäste treiben sich da bestimmt selten rum. Um 7:00 reihte sich Kai am Schwimmstart so ungefähr in der 10. Reihe ein. Dann wurde auch schon bald die finnische Nationalhymne (Maamme) gespielt und um 7:15 begann der Rolling Start und es ging auf das 3,8 km langen Schwimmen im 18,5 Grad warmen Syvärijärvi. 

Kai erwischte einen guten Start und konnte die Auftaktdisziplin nach einer Stunde als 20. insgesamt und zweiter seiner Altersklasse beenden.

Die hügelige Radstrecke mit zwei Runden über insgesamt 180 km führte durch die typisch finnische Landschaft zwischen Wäldern, Seen und Feldern. Die besondere Herausforderung bei einer so hügeligen Radstrecke mit ihren ständigen Rhythmuswechseln liegt darin die Kräfte gut einzuteilen und mit möglichst gleichmäßiger Leistung zu fahren. Dies gelang Kai besser als erwartet und er erreichte nach einem Radsplit von 5:13 als erster seiner Altersklasse und 55. der Gesamtwertung die zweite Wechselzone. 

Nun stand noch der Marathon an. Das sollte heute der Scharfrichter sein. Eine sehr anspruchsvolle, hügelige Strecke über 5 Runden mit einem knackigen 500 Meter langen Anstieg („Hoka-Hill“) in der Nähe des Ziels.
Die ersten 3 mal hat er es laufend hoch geschafft. In den letzten beiden Runden haben sich dann die verletzungsbedingt fehlenden Laufkilometer bemerkbar gemacht und Kai musste hier gehen. 

Mit durchschnittlich nur 20 Wochenkilometern war natürlich auch nicht mehr zu erwarten. Dafür lief es deutlich besser als erwartet. Ich habe immer oben am Hoka-Hill gewartet und Abstände durchgegeben. Am Ende der dritten Runde hat Kai seine Führung in der AK an einen schnell laufenden Finnen abgeben müssen. Da war kein Kraut dagegen gewachsen. Im Vorfeld sind wir von einem Slot in der AK 55 ausgegangen und der war nun dahin. Nun galt es Platz 2 zu verteidigen, aber leider musste Kai 5 Kilometer auch den bis dahin auf Platz 3 liegenden Amerikaner an dich vorbei ziehen lassen. 

Aber zumindest das Podium war noch im Sicht und Kai kämpfte um den dritten Platz abzusichern. Nach 10:30 erreichte er tatsächlich – stehend ko, aber überglücklich – als dritter der Altersklasse das Ziel. 

Direkt nach dem Zieleinlauf gab es erstmal ein kühles Wasser …

… aber später natürlich auch ein kühles Bier und einen Gin tonic für die treue Supporterin.

14.08. Tag 10 - Siegerehrung und Rückfahrt Teil 1

Eine Siegerehrung ist immer ein besonderes, emotionales Ereignis und ganz besonders dann wenn man selbst (oder der Partner) aufs Podium darf. 

Und es kam noch besser, die tatsächliche Slotverteilung hatte 3 Plätze in Kais AK zu bieten und er qualifizierte sich zum dritten Mal für die Ironman-Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii. So wird unser gemeinsamer Lebenstraum doch noch wahr, wir starten im Oktober gemeinsam auf Hawaii! Das ist wie ein Märchen – das Wunder von Kuopio ist eingetreten.

Um 13 Uhr sind wir dann wieder ins Auto gestiegen und in Richtung Naantali gefahren, wo um 22:30 unsere Fähre nach Kapellskär abfuhr. Für den Rückweg haben wir uns für den kürzeren Weg über Schweden entschieden.

Den Hafen haben wir pünktlich erreicht, das Einschiffen ging skandinavisch pünktlich und effizient. Noch vor dem Abendessen sind wir kurz in die Sauna gegangen. Sowohl Kai als auch ich waren jeweils ganz alleine in der tollen Sauna.

Die Fähre von Naantali nach Kappelskär ist eher eine Cargo-Fähre, die auch noch Wohnmobile, etc. mitnimmt. Das Abendessensbüffet (und auch das Frühstücksbuffet) waren ok, aber nicht mit unseren bisherigen skandinavischen Fährerfahrungen vergleichbar. Einen Schlummertrunk an der Bar hat man natürlich trotzdem bekommen.

15.08. Tag 11 - Rückfahrt Teil 2

 

Die Ankunft in Schweden war laut Plan um 7 Uhr Ortszeit und im Gegensatz zur Deutschen Bahn sind die Fähren in Skandinavien (immer?) pünktlich. Ab 6 Uhr gabs Frühstück und für ein paar Bilder hat es trotz den frühen Uhrzeit noch gereicht. 

 

Pünktlich ging es in Schweden los. Rund um Stckholm war noch viel Verkehr, dann wurde es entspannt. Am Vätternsee haben wir in alter Tradition zum Vesper angehalten. Die beiden Fähren zwischen Helsingborg und Helsingör bzw. zwischen Rödby und Puttgarden waren eine kurze, willkommene Abwechslung. 

Bis kurz hinter Kassel haben wir es geschafft, den letzten Rest haben wir uns für Dienstag vormittag aufgehoben.