2021BirgitKaiTriathlon

15.08.2021 Ironman Frankfurt

12.08. Donnerstag Packen und ab nach Frankfurt

Heute Morgen stand nochmal eine kleine Trainingseinheit bestehend aus Schwimmen und Laufen auf unserem Trainingsplan. Wir haben aber ausgeschlafen und sind erst um 8:00 am See in Neckartailfingen aufgeschlagen. Wir sind beide etwa 30′ locker geschwommen. Dann haben wir uns umgezogen und sind noch 30′ locker gelaufen. Auf dem Weg nach Hause noch schnell beim Bäcker ein paar Brötchen ergattert und dann zu Hause gefrühstückt. Danach haben wir unsere Sachen in den Bus geladen. Nachdem unser letzter Triathlon 2019 stattgefunden hat, hatten wir die ganze Zeit das Gefühl etwas vergessen zu haben. Um 13:00 sind wir dann losgekommen. Während der Fahrt haben wir kurzfristig beschlossen mit unserem Bus nicht irgendwo wild in Frankfurt zu campen sondern uns zwei Nächte auf einem Campingplatz zu gönnen. Bei den vorhergesagten Sommertemperaturen wollten wir nachts die Türen unseres Busses offen lassen können.

2015 haben wir in Frankfurt auch einen Camping vor Ort gebucht und daher hatten wir uns keine großen Gedanken im Vorfeld gemacht. Während ich am fahren war hat Birgit versucht auf einem der in Frage kommenden Campingplätze zu reservieren. Dabei hatten wir mal wieder den Corona-Einfluss unterschätzt. Unser Wunsch-Campingplatz von 2015 war ausgebucht. Auf den anderen Plätzen konnten wir telefonisch niemanden erreichen. Auf dem Weg nach Frankfurt sind wir dann einfach vorbei gefahren und auch beim zweiten und dritten Versuch sind wir gescheitert. Dann haben wir schließlich jemanden ans Telefon bekommen und waren mit unserem vierten Versuch erfolgreich – Bingo. Allerdings war durch die Aktion schon einiges an Zeit verloren gegangen und wir mussten zuerst den Campingplatz ansteuern um einzuchecken bevor es weiter nach Frankfurt zum Startunterlagen abholen ging. 

 

Das Startunterlagen abholen ist in Corona Zeiten ebenfalls nicht so einfach wie sonst. Wir mussten dazu einen Zeitslot buchen. Unser Slot ging von 16:00 bis 17:00 und der war durch die Campingumwege nicht mehr ganz zu halten.  Letztendlich sind wir 10′ zu spät zum Startunterlagen abholen gekommen. Das hat aber keinen interessiert. 

Zu den Corona-Auflagen gehörte auch ein „Medizincheck“. Da wurden wir gefragt ob wir Symptome hätten und wir mussten unsere Impfausweise zeigen. Dann bekamen wir zum Startnummernband ein weiteres sogenanntes „Covid-Bändchen“ ans Handgelenk.

Bevor es wieder zurück zum Camping ging, haben wir uns noch kurz mit Christoph auf ein Radler in der neu restaurierten Altstadt von Frankfurt getroffen.

 

Den Abend haben wir im Restaurant „Fischerhütte“ am Steinrodsee, ein paar Gehminuten vom Campingplatz, mit einem leckeren Dinner ausklingen lassen.

13.08. Freitag Chillen und Carbo Loading

Nach einem leckeren Frühstück am Bus haben wir die letzten Präparationen unserer Räder vorgenommen (Aero Trinksystem angebaut). Dann haben wir noch eine kleine Radrunde gemeinsam gedreht.

Abends sind wir mit dem Bus ins nächstgelegene  Dorf und von dort mit der S-Bahn nach Frankfurt gefahren. Dort hat uns ein unvorhergesagtes Gewitter überrascht. Christoph und Uli haben uns dann vom Bahnhof mit Regenschirmen abgeholt und dann ging es zum La Traviata – unser Stammitaliener in Frankfurt seit 2006.

14.08. Samstag Einchecken und das Warten beginnt

Den Vortag eines Ironman könnte man von mir aus abschaffen 🙂
Außer die Räder samt Beutel einzuchecken bleibt einem außer Zeit totschlagen nichts übrig. Wir waren am Nachmittag nochmals im La Traviata essen. Danach haben wir Christoph, Uli und Olaf – der mit dem Rad von Nürtingen hergefahren war – am Mainufer getroffen. Dort haben wir einen tollen Abend verbracht und so ist die lästige Wartezeit wie im Flug vergangen.
Unser Bus stand in Sachsenhausen in der Nähe des Mains damit wir am nächsten Morgen nur einen kurzen Weg zum Shuttlebus haben. Nachteil war, dass es am Samstag Abend in der Stadt laut war und der Bus sich ziemlich aufgeheizt hatte. Türen und Fenster aufzumachen war mitten in der Großstadt keine Option 😉 Leider haben wir beide  in dieser Nacht kaum ein Auge zugemacht.

15.08. Race day

Um 3:00 hat uns der iPhone-Wecker an die Zeit erinnert (geweckt kann man nicht sagen da wir die Nacht eben quasi nicht geschlafen haben). Das Vorstartritual begann.

Um kurz nach 4:00 haben wir einen der ersten Shuttlebusse raus an den Langener Waldsee erwischt. Wir waren dann etwa 20 Minuten vor 5:00 an der Wechselzone, die aber erst um 5:00 geöffnet hat. Warten war angesagt. 

Wir haben dann schnell die Räder aufgepumpt und dann gewartet bis bekannt gegeben wurde, ob mit oder ohne Neo geschwommen wird. Um halb sechs kam dann die Nachricht Wassertemperatur 23.5°C, also Neo erlaubt – Yippie 🙂

Dann gab es wegen eines Staus noch eine Startverzögerung von 10 Minuten. Trotzdem ist die Zeit schnell verflogen. Dann haben wir uns getrennt und in den Korridoren nach der zu erwartenden Schwimmzeit eingereiht. Ich am Ende der 1:05- und Birgit in der 1:30-Schlange.  So weit hinten hab ich mich schon lange nicht mehr eingereiht. Aber durch die kurze und schlechte Vorbereitung hab ich mir nicht mehr zugetraut. Einschwimmen war übrigens auf Grund Coronaauflagen verboten.

Rolling Start ist schon eine gewaltige Stresserleichterung. Ich bin in der Schlange ziemlich entspannt nach vorne gerückt. Es waren sicher schon 200 Athleten im Wasser als es auch für mich los ging. Die vor mir gestarteten hab ich schon nach wenigen Zügen eingeholt, da musste ich gar nicht erst hinterher schwimmen um zu erkennen, dass die zu langsam waren. Ich bin dann rechts vorbei geschwommen und hab versucht meinen Rhythmus zu finden. Das ist mir auch von Beginn an gut gelungen ohne zu überpacen aber trotzdem nur am überholen. Irgendwann bin ich dann eine Weile hinter einer Gruppe hergeschwommen. Aber man merkt schnell ob das Tempo passt. Wenn man keinen Armzug durchziehen kann und die ganze Zeit aufpassen muss dem Vordermann nicht permanent auf die Füße zu klopfen, dann ist es Zeit für die nächste Gruppe. So habe ich mich immer weiter durch die vor mir gestarteten gearbeitet. Beim Landgang hab ich mir Zeit gelassen, ohne zu joggen bin ich die Landpassage gegangen. Auch auf dem zweiten längeren Teilstück musste ich überholen. Immer wieder eine Gruppe als Relaisstation um dann wieder ein weiteres Überholmanöver zu starten. Erst nach der letzten Boje hab ich einen Schwimmer erwischt der genau die richtige Pace für mich hatte.

Als ich das Ufer erreicht hab konnte ich gar nicht glauben was auf meiner Uhr stand 1:00. 🙂

Den Berg hoch durch den tiefen Sand hab ich wieder gehend zurück gelegt.

Auch Birgit erwischte mit 1:22 ein tolles Schwimmen. Und so ging es für uns beide mit einem Lächeln im Gesicht aufs Rad.

Für das Rad hatte ich mir von Anfang an vorgenommen nicht zu pushen. Mit der Vorbereitung und der Form – insbesondere beim Laufen – wäre alles andere als eine defensive Herangehensweise auf dem Rad Harakiri gewesen.  Wegen der guten Schwimmzeit wurde ich dadurch zur leichten Beute. Ich wurde so oft überholt wie noch nie in einem Ironman. Da ist es schon schwer die Beine ruhig zu halten insbesondere am Anfang wo noch reichlich Reserve vorhanden war.

In der zweiten Radrunde war ich aber froh der Versuchung nicht erlegen zu sein am Anfang schneller zu fahren. Trotz der Renneinteilung hab ich in der zweiten Runde noch abgebaut.

Auch Birgit ging es ähnlich. Obwohl sie sich ebenfalls am Anfang zurück gehalten hat, war die zweite Runde langsamer.

Die Radstrecke wurde in der 2021-Auflage coronabedingt und wegen einer Großbaustelle geändert. Der Publikums-HotSpot in Bad Vilbel wurde aus dem Kurs genommen. Die Streckenänderung führte neben ein paar extra Höhenmetern auch dazu dass der Radsplit 185km statt 180km betrug.

Trotzdem war ich guter Dinge, als ich in die zweite Wechselzone einbog, dass ich mir fürs Laufen noch genügend Pfeile im Köcher behalten hab. Die erste Laufrunde hat noch einigermaßen funktioniert. Aber ich hatte Durst und spürte einen Energiemangel, den hab ich versucht mit Wasser, Cola und Pampe zu beseitigen. Daher hab ich in der Runde bereits einiges an Zeit in den Verpflegungsstellen verbracht. An was es genau lag kann ich nicht sagen aber in der zweiten Runde begannen wieder meine bekannten Magenproblem. Ich konnte nichts mehr zu mir nehmen ohne dass es mir wieder aus dem Gesicht gefallen wäre. Wenn die Hand Richtung Colabecher ging würgte es mich bereits. Ein klares Signal meines Körpers „don’t touch this“. Leider ist ohne Energiezufuhr das Rennen schnell zu Ende. Die unvermeidlichen Gehpausen sind die Konsequenz. Ich hatte nun eine schwere Zeit bei der ich auch mit dem Gedanken gespielt hab aufzugeben. Trotzdem schien das meinem Kopf noch weniger zu gefallen als die Colaaufnahme 😉 In der 4ten und letzten Runde kam ich auf die Idee Zuschauer um Bier anzuschnorren. Ich hab an der Verpflegung einen Becher mit einem Eiswürfel mitgenommen und mir von x-beliebigen Zuschauern die ein Bier in der Hand hielten einen Schluck in den Becher einschenken lassen. Das hat die Wende eingeläutet. Die Gehpausen wurden wieder kürzer und am Ende konnte ich die letzten ca. 4km wieder durchlaufen.

Birgit kennt keine Magenprobleme und hatte die ersten zwei Runden einen ganz soliden Lauf. Leider sind Birgits Achillesferse Krämpfe, die in der dritten Runde unbarmherzig zuschlugen und zu einigen Geh und Dehnpausen führten. Trotzdem hat sie Mal wieder großartige Moral bewiesen und das Rennen trotz der Schwierigkeiten gemeistert.

Die Finishline haben wir beide aus vollen Zügen gefeiert. Insbesondere ich, da ich in dem Moment dachte dass dies mein letzter Ironman Zieleinlauf sein wird.

 

Für die Statistik:
Kai: Gesamtzeit 11:35, Platz 27AK und Platz 572 Gesamt.
Birgit: Gesamtzeit 13:10, Platz 8AK und Platz 852 Gesamt.

Fazit:
Dieses Jahr war für uns beide das bislang schwierigste Jahr unserer Triathlonlaufbahn.
Letztes Jahr sollte eigentlich mein letztes ambitioniertes Jahr sein, das ich mit einer letzten Teilnahme auf Hawaii abschließen wollte. Letztes Jahr bin ich in die AK55 gewechselt und hatte alles auf den IM Südafrika im April ausgerichtet. Ich war in Höchstform als zwei Wochen vor dem Rennen Corona alle Pläne beerdigte. Trotz der coronabedingten Motivationsprobleme hab ich mich im November dazu entschlossen noch ein Jahr dran zu hängen. Was folgte war ein nicht enden wollender Verletzungsmarathon. Schwimmen ging nicht weil die Bäder geschlossen waren, Laufen aus Verletzungsgründen nicht. Radfahren ging verletzungsbedingt zweitweise nur mit Einschränkungen. Die coronabedingten Motivationsprobleme (findet ein Rennen statt) und eine brachiale berufliche Belastung (50 Wochenstunden mit Spitzen bis 60 Stunden) gaben mir den Rest.

Eine kurze Bikepacking Tour an die Nordsee Anfang Juni (eine Flucht aus der Coronadepression und der Arbeit) hat den Akku wieder geladen und ich war erstmals seit 2020 wieder schmerzfrei. Eigentlich wollte ich Frankfurt bereits abmelden hab mir dann aber gesagt ich möchte dieses Jahr unbedingt irgendwie positiv abschliessen. Ein Finish am Römer ohne Ambitionen sollte das Ziel sein und so hab ich 8 Wochen vor dem IM Frankfurt mit dem Training begonnen. Ob ich die Startlinie erreichen würde war zu diesem Zeitpunkt eher fraglich.

Birgit konnte – abgesehen vom Schwimmen – im Winter und Frühjahr zwar trainieren aber leider hat sie der Verletzungsteufel bei unserer Bikepacking Tour erwischt. Sie konnte danach 3 Wochen gar nicht laufen. Zu einem Zeitpunkt so kurz vor dem Rennen ist das auch keine gute Voraussetzung.

Woche für Woche ging bei uns beiden das Training wieder besser und die Chance dass wir es an die Startlinie schaffen ebenso. 

Die letzten zwei Wochen haben wir uns endlich richtig auf das Rennen freuen können, endlich wieder Triathlon Action – Hurra 🙂

Leider gab es in der Rennwoche noch die Hiobsbotschaften bzgl. des USA Travelban und der damit verbundenen Klarheit dass selbst im unerwarteten Fall dass man eine Slot ergattert nicht in die USA reisen darf. Jeder der mich kennt weiß dass die Qualifikation für Hawaii meine Antriebsfeder ist. Eine solche Nachricht zwei Tage vor dem Rennen ist für mich ein Moralkiller.

So, nach der ganzen Einführung hier das eigentliche Fazit:

Vor 8 Wochen wären wir beide unendlich glücklich und dankbar gewesen nur es an die Startlinie geschafft zu haben und umso mehr ein weiteres Ironman Finish zu unserem Palmares hinzufügen zu dürfen. Mit den letzten Wochen sind aber Woche für Woche die Erwartungen gestiegen und so mischte sich in den Stolz und das Glücksgefühl es geschafft zu haben, am Wettkampfabend trotzdem ein Gefühl der Unzufriedenheit wegen der lausigen Marathonzeit.
Mit einer Woche Distanz sieht die Welt wieder anders aus. Die Unzufriedenheit über den Marathon ist gewichen und wir beide sind wirklich Happy mit dem Erreichten.