Irgendwann nach dem IMSA hat mir Bennie geschrieben und mich gefragt ob ich schon von Klaus (Anmerkung: Arendt, dem Chefredakteur der Tritime, den ich von verschiedenen Events mit Bennie kannte) gehört hätte, was ich verneinte. Ein wenig neugierig war ich durch diese Vorankündigung schon mal.
Tatsächlich meldete sich Klaus und lüftete das Geheimnis. Er fragte ob ich nicht für die tritime ein paar Veltec und/oder Citec Laufräder testen wolle. Genaugesagt sollte es ein Langzeittest werden, d.h. einen Satz Fegen im Trainingsalltag quälen und subjektiv bewerten. Welcher Triathlet ist nicht scharf auf neues Material und so mußte ich natürlich nicht lange überlegen und hab zugesagt.
Bis die Felgen dann endlich Ende Mai eingetroffen sind, hatte ich den Testjob schon fast vergessen 🙂
Praxistest für die tritime Veltec SPEED 8.0+6.0 FCC Carbon
Als ich am 21.05. vom Mittag kam, stand ein großes Paket auf meinem Schreibtisch. Sofort sah ich am Paketband, dass es sich um die schon lange angekündigten Testlaufräder von Veltec handeln musste. Auf der anderen Seite war ich auch überrascht, weil ich schon fast nicht mehr mit ihnen gerechnet hatte, da die erste Ankündigung ja vom April war. Die große Nachfrage verzögerte die Auslieferung, was ja schon mal sehr für die Felgen spricht.
Einem ersten kurzen neugieren Blick auf die nagelneuen Veltec SPEED 8.0+6.0 FCC Carbon Laufräder konnte ich natürlich noch auf der Arbeit nicht widerstehen. Ich war doch gespannt, wie der
erste Eindruck sein würde, gehört das Modell doch zu den preiswertesten seiner Klasse. Soviel sei vorweggenommen, die Felgen sind nicht nur makellos verarbeitet sondern auch ein echter „Hingucker“.
Am Samstag hab ich direkt nach dem Unboxing die Felgen erst mal auf die Waage gestellt. 748 Gramm für das VR und 1020 Gramm für das HR, was die Angaben des Herstellers in etwa bestätigt.
Danach hab ich eine Shimano Ultegra 10 fach Kassette auf das Rad montiert und Gummi auf die Laufräder gezogen. Im Päckchen von Veltec waren nur Schnellspanner, Conti Ventilverlängerungen und Bremsklötze (ohne Label), also musste ich bei meinem mittelgut sortierten „Haus-Lager“ bedienen. Beim Gummi ist Conti der Hersteller meines Vertrauens und so hab ich zwei Schläuche Race light und Mäntel GP4000 S II verbaut.
Als WK setup verwende ich manchmal auch einen GP TT und dazu das „gefühlsechtere“ Latex von Michelin drunter, aber wir reden hier ja auch von einem Praxistest, in dem auch im Alltag Kilometer geschrubbt werden sollen.
Beim Einsetzen der Laufräder mußte ich zuerst die Bremse deutlich weiter öffen, damit die relativ breiten Carbon Bremsflanken (FCC bedeutet übrigens Full Carbon Clincher) Veltec Speed 6.0 8.0 Platz fanden. Die Felgenbreite wird von Veltec mit 23.8mm spezifiziert, wodurch Mantel und Felge – aerodynamisch optimiert – in etwa die selbe Breite haben. Die Höhe musste ich nicht verstellen. Der Hersteller hat eine gelbe Sicherheitsmarke vorgesehen, damit die Beläge nicht zu weit oben an der Bremsflanke greifen.
Die im Lieferumfang enthaltenen namenlosen schwarzen Bremsklötze hab ich nach den ersten zwei Testfahrten wieder gegen meine swissstop Flash Pro Yellow getauscht. Die Quietscherei am Hinterrad war auch für mein wenig empfindliches Gehör zu viel und auch die Bremswirkung – gleich die erste Fahrt war eine Regenfahrt – war bei Nässe unterdurchschnittlich. Nach dem Tausch auf die swissstop gab es dann aber weder an der Geräuschentwicklung noch an der Bremswirkung etwas auszusetzen.
Wie bereits erwähnt ging bereits die erste Fahrt mit dem neuen Laufradsatz in den Regen. Das mahlende Geräusch beim Bremsen verursacht von Straßendreck zwischen Bremsbelag und Bremsflanke geht einem durch Mark und Bein insbesondere wenn das Material noch quasi jungfräulich ist. Aber so ist es eben mit Testmaterial, es soll ja auch bei den unterschiedlichsten Bedingungen zum Einsatz kommen um die Eignung in allen Lebenslagen eines Laufradsatzes unter Beweis zu stellen.
Mittlerweile bin ich über 1200km mit dem Laufradsatz gefahren.
Die Alltagstauglichkeit wurde nicht nur auf den kürzeren Trainings-Fahrten zur Arbeit und zurück sondern auch auf langen Trainingssausfahrten im Rahmen der Vorbereitung für den Ironman Frankfurt gemacht. Dabei gab es anspruchsvolle bergige Touren über die schwäbische Alb mit wunderschönen knackigen Anstiegen und schnellen kurvenreichen Abfahrten, aber auch flache Timetrail Passagen entlang des Neckars oder des Würmtals. Die Felgen mussten auch so manchen Untergrund und Bunny Hop ertragen.
Alles wie immer fein säuberlich mit meinem Garmin Edge 810 protokolliert. Mit meinem Stages Wattmesssystem gäbe es auch ein objektives Instrument um den Vergleich zu anderen Trainingseinheiten mit anderem Material zu wagen. Aber wegen der sich ständig ändernden Bedingungen, Wind, Sonne, Gruppenfahren, Gute-Beine-schlechte-Beine halte ich diesen Ansatz zu spekulativ und hab das auch nicht in der Tiefe bewertet.
Die Erfahrungen waren durchweg positiv. Ortsschildsprints oder im Wiegetritt bergauf, die Felgen sind so stabil, dass meine 76kg Kampfmasse und auch Leistungsspitzen von >600W nicht zum Streifen an den Bremsbelägen reichten. Auch bei den Abfahrten um enge Kurven konnte man die Felgen problemlos steuern. Aber bereits nach den ersten Ausfahrten kristallisierte sich für mich heraus, die Stärke des Laufradsatzes sind ganz klar flache, schnelle Passagen. Auch auf Gegenwind oder Seitenwindabschnitten hatte ich dabei stets das Gefühl, dass die Felge für und nicht gegen mich arbeitet. Ich hatte einige grandiose Ausfahrten, bei denen der Garmin auch nach 5h noch 35km/h und mehr als Durchschnittsgeschwindigkeit anbot. Auch die Durchschnittswattwerte waren für die erreichten Geschwindigkeiten vergleichbar mit früheren Ausfahrten.
Eine Bewertung der Aerodynamik des Veltec Speed Laufradsatzes auf Basis meiner Aufzeichnungen traue ich mir aber nicht zu. Subjektiv kann ich nur feststellen, dass der Laufradsatz auf diesem Terrain richtig schnell ist. Zur Seitenwindanfälligkeit ist mir nichts negatives aufgefallen. Da sollte man aber vielleicht nochmals ein Review nach einem Kanarenaufenthalt einschieben.
Die Nagelprobe für den Testlaufradsatz sollte ein Renneinsatz sein.
Ich hab mich dazu entschlossen, trotz seines mit ca. 1800 Gramm eher schweren Gewichts, beim IM 70.3 Kraichgau auch die Wettkampfeignung des Veltec Speed 6.0/8.0 FCC zu prüfen. Denn wenn wir ehrlich sind, was nutzt die beste Alltagstauglichkeit, wenn die Teile nicht im Wettkampf gefahren werden. Die Zahl derer, die sich einen Aerolaufradsatz mit 80mm Felgenhöhe kaufen und dann damit nur im Traing fahren, dürfte doch eher überschaubar sein, da würde es dann auch ein preiswerterer leichterer Laufradsatz tun. Also ist dieser Praxistest genau der richtige Zeitpunkt um die Kernanforderung der Felgen zu testen – der Renneinsatz. Der Kurs im Kraichgau ist bekanntlich wellig und unrhythmisch. Viele Kurven, Anstige, kurze winkliche Abfahrten, kurz gesagt alles was gegen einen schwereren Laufradsatz spricht. Mein Rennsetup war ein Wave Emotion mit 3T aura pro Carbon Cockpit sowie den Veltec Speed 6.0/8.0 FCC, dazu Speedplay Pedale und Stages Wattmessystem.
Es war die erste heiße Woche und auch mein erstes Rennen seit dem IM Southafrica im März, wo ich als 3ter der AK bereits die Quali nach Hawaii gelöst habe. Das Schwimmen verlief ohne größere Ereignisse. Beim Radfahren hab ich leider ein paar schlechte Beine im Wechselbeutel gefunden und nie meinen Rhythmus gefunden. Trotzdem hatte ich jede Menge Spaß. Einmal hatte ich auf einer Abfahrt mit einer super engen Kurve in einem Ort einen heftigen Verbremser, auch hier haben die Felgen die Spur gehalten und sich bewährt. Mein Radsplit mit 2:43 war zwar entäuschend schwach, aber den Felgen konnte ich dafür leider nicht die Schuld geben. Trotz des ständigen Auf und Ab sowie den vielen engen Kurven muss ich auch in der Nachbetrachtung sagen, dass das setup passte, aber leider die Beine dazu nicht an diesem Tag.
Zusammenfassung:
Die Veltec Speed 6.0/8.0 sind trotz des etwas höheren Gewichts von ca. 1800 Gramm ein wirklich gelungender Laufradsatz. Sie sind optisch sehr schön verarbeitet und haben bei mir einen ausgewogenen positiven Fahreindruck hinterlassen. Seine Stärken kann man mit dem Werbespruch eines nicht mehr existenten Automobilherstellers zusammen fassen: „…auf langen Strecken zu Hause“.
Wem es auf dem letzten Euro nicht ankommt, wer kompromissloser Technikfreak ist oder Markenfetischist, der wird sich vielleicht nicht für diesen Laufradsatz entscheiden. Wer aber rein objektive Gesichtspunkte bei der Wahl des Laufradsatzes anwendet und möglicherweise auch wirtschaftlich agieren will oder muss, der wäre schlecht beraten nicht wenigstens einen Blick auf die Veltec Speed 6.0/8.0 FCC zu werfen.
TEASER für die tritime
Veltec SPEED 8.0+6.0 FCC Carbon (Juni 2015)