2015BirgitKaiTriathlon

05.07.2015 Rennbericht Ironman Frankfurt

Birgit erkämpft sich bravourös, am heißesten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das Finish auf dem Römerberg beim Ironman Frankfurt. Kai fällt der Hitze zum Opfer und fährt sein erstes DNF ein.

Die Tage vor dem Rennen

Um etwas Abstand von der Arbeit zu bekommen, sind wir bereits am Donnerstag nach Frankfurt gefahren. Obwohl oder genau weil wir schon so viele Rennen gemacht haben, braucht es diese Zeit einfach um sich auf die Herausforderung optimal einzustimmen. Noch besser ist es – wie bei den weiter entfernten Rennen – bereits 1 Woche im voraus vor Ort zu sein, aber das ist aus zeitlichen Gründen leider nicht drin. Wir beide waren bereits in Vorfreude und voll motiviert auf das anstehende Rennen. Jeder, der uns kennt, weiß die Fügels mögen es heiß. Die Wettervorhersage versprach ein Rennen, das aber sogar nach unserem Geschmack weit über unsere Idealvorstellung von 30 Grad hinausschiessen sollte, es war bereits mittwochs von einem bevorstehenden Hitzerekord für das Wochenende, also von Temeraturen um die 40 Grad Celsius die Rede.

So kamen bereits auf der Fahrt nach Frankfurt erste Zweifel auf, ob der Neoprenanzug erlaubt sein würde. Zwar hatte der See noch eine Woche vorher nur 18 Grad, war aber bereits die letzten Tage auf über 21 Grad angestiegen, Tendenz weiter steigend.
Nach dem Abholen der Startunterlagen und beim Gang über die Triathlon Messe am Main verdichteten sich dann die Zweifel. Obwohl die offizielle Aussage erst am Freitag auf der WK-Besprechung der AK-Athleten getroffen werden sollte, war bei der Profi Pressekonferenz bereits angedeutet worden, dass das Rennen voraussichtlich auch für die Agegrouper ohne Neo stattfinden wird. Für die Profis beträgt die Grenze 22 Grad und für Agegrouper liegt sie bei 24,5 Grad. Um Birgits aufkommende Hysterie zu begegnen haben wir dann auf der Messe zuerst mal einen neuen Schwimmanzug (blueseventy PZ4) gekauft. Es war bereits so glutheiß dass die Anprobe bereits eine echte Herausforderung darstellte. Andere dachten wohl ähnlich und so ging der letzte Anzug in dieser Größe über die Theke.

Den restlichen Donnerstag verbrachten wir dann noch mit chillen am Mainufer, Anschauen des Nightruns mit anschließendem Abendessen mit unserem treuesten Supporter Christoph, Marcus und Co in einer zünftigen Frankfurter Äppelwoi Kneipe.

Die erste Nacht in der Nähe des Mainkais war in unserem Bus hitzetechnisch die Hölle. Am Freitag vormittag haben wir nochmals ein kurzes Schwimmen im nahegelegenen Badesee in Mörfelden absolviert, da der Langener Waldsee wegen der Absperrungen und der damit verbundenen chaotischen Parksituation bereits nahezu unzugänglich war. Danach blieben wir bis Samstag auf dem nahegelegenen Camping und versuchten uns wegen der mittlerweile extrmen Hitze möglichst ruhig im Schatten zu verstecken. Aus diesem Grund verzichteten wir auch auf Wettkampfbesprechung (in der Mittagshitze unter freiem Himmel auf der Tribüne am Ziel) und Pastaparty. Kaum zu glauben, dass es uns mal zu heiß sein kann 🙂

Nach der Henkersmahlzeit am späten Mittag verbrachten wir dann den überwiegenden Teil des restlichen Samstags in der Wohnung unseres Freundes Christoph in Sachsenhausen. Der Bus war bei diesen Temperaturen keine Option mehr.
Beunruhigt verfolgten wir dabei die sozialen Medien, in denen sogar ein Abbruch des Rennens wegen der zu erwartenden Hitze im Raum stand.

Das Einchecken der Räder am Samstag war die Katastrofe. Obwohl wir gleich um 12 Uhr eincheckten, war das Gelände rund um den Langener Waldsee ein einziger chaotischer Stau. Zusätzlich zu den 3000 Athleten wollte gefühlt auch noch ganz Frankfurt zur Abkühlung an den See. Geschlagene 2,5h benötigten wir für das Einchecken und die anschließende Fahrt zurück nach Frankfurt bei Sahara-Temperaturen.

Nach einer kurzen Nacht ging es dann überraschend flott mit dem Shuttlebus vom Interconti in Frankfurt raus an den See. Gestartet wurde in 4 Wellen: die männlichen Profis um 6:40, die weiblichen Profis um 6:42, 450 Agegrouper, darunter auch Kai, um 6:50 (für diese Startwelle musste man sich bewerben) und alle anderen 2500, darunter Birgit um 7:00.

Rennbericht Birgit

Seit dem desaströsen Schwimmen ohne Neo 2006 in Frankfurt, ist für mich schon der Gedanke an ein Schwimmen ohne meinen geliebten Neo der blanke Horror. Ich hatte sogar schon mal die Ansage gemacht, dass ich beim nächsten Mal ein DNS hinlegen werde. Aber wenn der Wettkampf dann näherkommt und man auf all das zurückblickt, was man in die Vorbereitung investiert hat, dann ist ein DNS doch starker Tobak. Aber zum Kauf eines Schwimmanzugs auf der Expo musste mich Kai dann doch nicht allzu lange überreden.
Am Freitag vormittag habe ich das Ding dann mal im Walldorfer Badesee gestestet und was soll ich sagen, ganz so schlecht hat es sich nicht angefühlt.

Am Samstag nachmittag, nach dem Einchecken, war ich so platt von der Hitze, dass ich wirklich angefangen habe zu grübeln, aber jetzt weniger wegen des Neoverbots, sondern wegen der abartigen Hitze. However, mein treuer Stevie stand ja jetzt schon in der Wechselzone bei den anderen Boliden und wollte gefahren werden. Und ohne es zu wenigstens zu versuchen, einfach hinwerfen, das wollte ich dann auch nicht.

In meinem „Blau-Kappen-Gehege“ hab ich mir dann ein Plätzchen relativ weit hinten (ja nicht überschwommen oder getunkt werden) aber ziemlich mittig gesucht (möglichst direkter Weg zur Boje, nicht zu viele langsame Extra-Meter). Um die ersten zwei Bojen war es nicht besonders angenehm, aber zu meiner Verblüffung blieben die ganze Zeit ausreichend andere Athleten in Sicht und auf der zweiten Runde konnte ich dann befreiter schwimmen. Vorher hatte ich noch gesagt, dass ich mit allem unter 1:40 zufrieden wäre und so war es auch. Nach 2:02 vor 9 Jahren, bleib die Uhr diesmal nach 1:38 stehen. Für andere gehöre ich zu den „Treibgut-(Nicht-)Schwimmern, aber ich war zufrieden. Abgesehen davon bin ich vor lauter Respekt auch mega-defensiv geschwommen. Im Laufe des Tges sollte sich herausstellen, dass heute das Schwimmen die schönste und angenehmste Disziplin war.

In der WZ1 habe ich mir die Zeit genommen, Nacken, Arme und Beine mit Sonnencreme zu versorgen.

Die erste Radrunde lief gut (es war noch nicht gar zu heiss), insbesondere weil ich auch da eher defensiv angegangen bin. Ich hatte wirklich Respekt vor dem Wetter. Und das nicht ganz zu unrecht. Normalerweise habe ich wirklcih einen Saumagen, der alles was er bekommt verarbeitet, aber kurz vor dem ersten Mal Bad Vilbel hat mein Magen signalisiert, dass er mich nicht mehr mag. Aber das Hirn hat noch funktioniert, also habe ich mir vorgenommen, an der Verpflegung in Bad Vilbel anzuhalten, den Helm abzusetzen und mir Wasser (viel Wasser) über den Kopf zu schütten. Gesagt, getan, die Jungs an der Station waren nur kurz besorgt, dann haben sie eifrig beim abduschen geholfen. Bei der Weiterfahrt hat mein Körper signalisiert, dass ihm diese Behandlung sehr gefallen hat und so habe ich fortan die Verpflegungsstellen und machen Gartenschlauch eines Anwohners der Radstrecke zum Anlass genommen kurz anzuhalten und meinen Körper richtig zu wässern.

Für den Radsplit mit 6:40 (nach 3:05 bei Halbzeit) war das zwar eher suboptimal, im Hinblick auf das Erreichen der Ziellinie aber nicht. Die letzten 15 Kilometer habe ich hin und her überlegt, ob ich das Laufen noch beginnen soll oder nicht. In meinem Kopf haben sich diverse Diskussionen abgespielt und ich habe fast ein wenig darauf gehofft, dass der Veranstalter uns nur noch in die WZ2 kommen lässt, um dann das Rennen abzubrechen. Dann wäre jemand anders schuld gewesen .

Aber die Entscheidung wollte mir keiner abnehmen, von Rennabbruch keine Spur. Also einfach mal loslaufen – wenigstens 1 Runde. Und dann stand da Kai am Streckenrand und hat mir gesagt, er sei raus, aber nichts schlimmes wäre passiert. Einen winzigen Moment dachte ich, dann kann ich ja auch aufhören, aber dann hat mich die Ehre gepackt und kreislauftechnisch schlecht ging es mir ja wegen der Kühlmaßnahmen nicht. Also kein vernünftiger Grund aufzugeben.

Aber an dem Tag war das Erreichen der Ziellinie ein Erfolg. Nicht aufgegeben zu haben, auch bei der Hitze, die für meinen Körper richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.

Den Zieleinlauf auf den Römer nach 13:05 habe ich in vollen Zügen genossen. Von der Zeit hatte ich mir im Vorfeld mehr erhofft und dass es auch schnell ging, haben ja die Profis gezeigt. Dafür hätte ich ehrlicherweise aber auch offensiver an die Sache herangehen müssen und wie es dann ausgegangen wäre????
Und schön war natürlich auch von Kai und Christoph so frenetisch angefeuert zu werden.

Also habe ich mich Runde um Runde vorwärts gekämpft (die ersten 5 Kilometer fühlten sich auch noch gut an), dann begannen leider die Oberschenkel zu krampfen. Zum Glück hatte ich ein ganzes Röhrchen Sportenine dabei und habe die eifrig gekaut und auch Salz eingeworfen, so dass dieses Problem wieder besser wurde. Aber an eine gute Laufzeit war nicht zu denken und mit einem kleinen tränenden Auge habe ich mich von meinem anvisierten Sub4-Marathon verabschiedet. Unterm Strich kam dann ein armseliger Marathon in 4:31 raus.

Rennverlauf aus Sicht von Kai oder warum DNF (k)eine Option ist:

Wegen der bereits erreichten Hawaii Quali hatte ich mir nichts besonderes vorgenommen. Ich wollte mich vom Rennen tragen lassen und sehen was passiert. in erster Linie das Rennen, die Stimmung und die fantastische Atmosphäre des Frankfurter Rennens geniesen und möglichst verletzungsfrei das Ziel erreichen um danach mit der Hawaii Vorbereitung beginnen zu können. Sollte es gut laufen war ich aber auch bereit zu pushen und mir richtig in die Fresse zu hauen 🙂

Als ich mich von Birgit verabschiedet hatte, hab ich mich ganz am Rand des Startblocks in 2ter Reihe positioniert. Taktik wie in den letzten Rennen – cool mit Übersicht, ohne Brechstange, aus möglichen Scharmützeln raushalten. Besonders wichtig, da wir ohne den geliebten doppelten Boden – den Neo, der einem immer eine gewisse Sicherheit gibt – schwammen. Später hab ich gehört, dass selbst ein Profi wie Andreas Raelert angeblich eine Panikattacke hatte. Nach dem Kanonenschuss hab ich mich sofort ganz aussen vom Feld orientiert und die ersten paar hundert Meter versucht einen Rhythmus zu finden und dabei gelauert ob rechts von mir – also noch weiter außen – ein schnellerer Schwimmer kommt. Das passierte dann tatsächlich, so dass ich dann auch bis zur ersten Boje ein paar passable Hinterbeine fand. Leider hab ich die im Gewühl der ersten Boje verloren und hab danach auch leider keine „guten“ mehr gefunden. Das Schwimmen im Triathlon ist manchmal auch eben etwas Glücksache. However, nach nicht ganz befiedigenden 1:05 Stunden und als 17ter der AK hab ich dann die angenehmste Disziplin des Tages beendet und das Sportgerät gewechselt 🙂

Ich hatte zwar beim Schwimmen keine guten Beine gefunden, dafür waren aber im Wechselbeutel ein paar sensationelle verpackt 🙂 Das Radfahren lief sofort perfekt. Meine Schwachstelle der letzten Wochen, ich dachte schon ich hätte es verlernt :-/ Ich fand einen super Rhythmus. Ohne Qual bin ich die Kennedy Allee nach Frankfurt gebrettert und dann am Main auf den 2 Loop Kurs eingebogen. Die erste Runde verging wie im Flug. Die Zuschauer und die Stimmung waren bereits prächtig. Bergen Enkheim, Hühnerberg, Bad Vilbel. Wie geil ist das denn 🙂 Ich war zu diesem Zeitpunkt in einer größeren Gruppe gefangen. Stets Race Marshalls um uns herum und trotzdem entsprach der Abstand nicht ganz meinem Verständnis von Triathlon. Aber bei 2700 Startern ist das unvermeidlich. Normalerweise bringt mich das zur Weisglut und ich habe in der Vergangenheit schon oft versucht aus der Gruppe auszubrechen oder zu bremsen und mich hinter eine solche Gruppe fallen zu lassen. Diesmal wartete ich auf meine Chance. Nach 110km zum 2ten Mal in Bergen Enkheim dachte ich mir wer nichts wagt der nichts gewinnt. Ich hab an dem Berg richtig drauf gedrückt. 300-340W, hopp oder topp. Oben waren die Begleiter weg. In den darauffolgenden 45 Minuten bin ich permanent 250W+x gefahren mit dem Ergebnis, dass ich mich immer weiter nach vorne orientiert habe. Im Lauf der Zeit hab ich dann wieder weitere Athleten gesehen, an denen ich mich geschwindigkeitsmäßig orientieren konnte. Von Anfang an hab ich regelmäßig getrunken, gegessen und gekühlt. Ich hab in der Wechselzone sogar ein paar super dünne Sommerarmlinge angezogen, die ich samt dem neuen Triaanzug permanent feucht gehalten hab. Zu diesem Zeitpunkt war alles grün, aber die Temperatur kletterte und kletterte.

Als ich schliesslich die ersten Pro Frauen und später auch Kristin Möller überholt hab, wusste ich YYYEEESS, jetzt bin ich gut dabei. Leider ist bei der Euphorie ausgelöst durch Testosteron und Endorphin meine körpereigene Schutzfunktion auf der Strecke geblieben und das Unglück nahm seinen Lauf. An der vorletzten Verpflegungsstation, war ich trocken gelaufen und hatte Durst. Ich war am Ende eine kleiner 4er Gruppe, in der aber sehr fair gefahren wurde. Bei Verpflegungsstationen gibt es immer am Anfang und Ende Wasser. Die 3 Athleten vor mir griffen leider den Anfang komplett ab, so dass mir nur 1x Wasser am Ende blieb. Für trinken und Kühlung war das aber – wie ich später leidvoll feststellen musste – viel zu wenig. Ich musste mir diese Flasche für vielleicht 25km einteilen. Bei Temperaturen von mittlerweile 40°C und mehr in der Sonne war dass der erste Sargnagel. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Erkenntnis leider nicht und bin weiter Richtung Bad Vilbel gekachelt. Am Ende hab ich sogar noch die letzten Mitstreiter entsorgt und der letzten Verpflegungsstelle am Anstieg von Bad Vilbel entgegen. Hier hab ich jetzt erstmals die Warnsignale des Körpers deutlich wahrgenommen. Bisher waren diese im Endorphin und Testosteronrausch versackt. Die Trinkflaschen während der Radstrecke waren alle nur temperiert, zum Teil warm und nicht kalt. Die nassen Klamotten und die Verdustungskälte im Fahrtwind übertünchten die eigentliche Wärmequelle, den Kopf. Ich hatte mich für meinen Aerohelm entschieden, nur Gott weiss warum. Jedenfalls hab ich durch die sehr kleinen Löcher meines Giro zwar etwas des lauwarmen Wassers bekommen, aber was gefehlt hat war der Windchill der durch Verdunstungskälte für Kühlung sorgt.

Am Fuß des Bad Vilbener Anstiegs war es dann soweit, die „ich bin gar Glocke“ hat geläutet. Ich hatte Durst, wegen des rationierten Wassers waren die Klamotten längst trocken, genau wie die Kehle und der Schädel unter der Eierschale hat gequalmt. Ich bin den Anstieg hochgekrochen und hab dann – das war dann schon der dritte Fehler – wieder nur 2 Flaschen Wasser genommen und mich während des fahrens versucht zu kühlen, da ich ja nur noch 10km in Ziel hatte wo ich mir wie ein Verdurstender bei einer Fatarmorgana vorgestellt habe wie ich mich im Wechselzelt mit kaltem Wasser und Eis kühlen würde.

Diese Vorstellung ist – wie bei einer Fatamorgana üblich – als ich mich der betreffenden Stelle näherte, geplatzt wie eine Seifenblase. Ich erreichte die T2 nach 5:01 Stunden mit der viertbesten Radzeit der AK, wie ich später erfahren sollte, und mir entgleiste das Gesicht als ich das dämpfige Wechselzelt erreichte und feststellen musste, es gab weder kühles Wasser noch Eis, es gab sogar GAR KEIN Wasser. In dem Moment war ich gebrochen, mir war schwindelig, der Kopf dröhnte und mir wurde mit einem mal klar, was ich am Hühnerberg auf einem Schild gelesen hatte „No, das ist KEIN Muschiman“. Nach der seit langem besten Radleistung wollte ich auf jeden Fall weiter machen, auf der anderen Seite kamen die anderen Stimmen – die, die immer kommen wenn es schwierig wird – auf. Ein wilder Streit in meinem brummenden Kopf war im Gang. Die Helfer im Wechselzelt sagten mir, es gäbe Wasser und Eis an der nächsten Versorgungsstation in einem Kilometer. Also bin ich losgewandert. Mehr ließ mein Zustand in dem Moment leider nicht zu. Ein letzter Funke Überlebenswille war noch da. Ich hatte wieder diese Fatamorgana, kühles Wasser, Eis, einen Bottich um den Kopf reinzustecken. Und auch diese Vorstellung zerplatzte. An der ersten Versorgung nach dem Start gab es nur warmes Wasser und warme Iso, KEIN Bottich, KEIN Eis. Das war in dem Moment der fehlende Sargnagel und die bösen Teufelchen in meinem Kopf hatten erstmals gesiegt und mir mein erstes DNF im 19ten Ironman eingetragen.
Ich bin dann in den Finish Bereich, hab getrunken und mich als erster – Sebi war in dem Moment gerade durch zur dritten Runde – in den kühlen Pool gesetzt und die Kerntemperatur gesenkt.

Danach hab ich mich wieder an die Strecke aufgemacht, Christoph getroffen und dann Birgit angefeuert mit allem was ich noch hatte (mein Kreislauf blieb dennoch etwas labil für den Rest des Nachmittags). Sie hat die Familienehre gerettet und bravourös gefightet. Ich habe so mitgefiebert und mich über ihr Finish gefreut als wäre es mein eigenes gewesen, als ich sie hinter der Ziellinie umarmen durfte. Das hat mein DNF in dem Moment vergessen gemacht und die ersten Zweifel und Schmerzen kompensiert.

Am Ende bleiben die spekulativen Fragen hätte, wäre, wenn oder hätte hätte Fahrradkette. Auf der einen Seite war eine Podiumsplatzierung selten so nah. ein 3:45er Marathon hätte genügt. Auf der anderen Seite hatte ich schon ein Schlägle gehabt. Von dem erholt man sich nicht so ohne weiteres. Ob die 2te Luft gekommen wäre oder am Ende ein 4:30er Marathon, wer weiss es. Bereits im Vorfeld wurde mir von verschiedenen Seiten vom Start hier in Frankfurt abgeraten. Trotzdem hab ich es versucht. All diese Dinge waren im Unterbewusstsein und haben die Entscheidung mit beeinflusst. Ich bin mir sicher, ohne die Quali und Südafrika wäre ich zumindest noch zur nächsten Versorgung weiter um das rettende Eis zu finden. Der Rest ist Spekulation. Eine Ursache war meiner Meinung nach auch der fehlende Biss, der unbedingte Wille zum Finish, einer Platzierung oder einer guten Zeit. Auf der anderen Seite war die Vernunft, nachdem es seit Südafrika so ungewöhnlich lange mit der Regeneration gedauert hatte, dass auch ein Start hier in FFM lange unsicher war. Im Unterbewusstsein war aber ganz sicher das zentrale Thema, gefährde ich jetzt meinen sooo sehnlichst erwünschten Start in Hawaii.

Fazit:

Kleine Fehler werden im Triathlon hart bestraft. Birgit hatt zum Beispiel beim Rad die Körpersignale rechtzeitig richtig gedeutet und an den Verpflegungsstationen angehalten und geduscht um den Körper zu kühlen. Ich hab trotz meiner Erfahrung diese Signale übersehen. Dafür hab ich rechtzeitig  vor Hawaii eine weitere wichtige Erfahrung gemacht: ja man kann auch beim Radfahren überhitzen – was ich bisher kaum für möglich gehalten hätte – und der Aerohelm ist für mich in Hawaii keine Option! Der Wettkampf bleibt trotzdem in jeder Hinsicht unvergesslich. Ich hatte trotz allem richtig Spass, war stolz wie Oskar über Birgits finish und hab mich mit ihr gefreut wie ein Schneekönig, dazu bin ich super glücklich meine Radform wieder gefunden zu haben 🙂
Auch mit 2 Tagen Abstand stehe ich nach wie vor zu meiner Entscheidung. Ich bin froh, dass ich trotz des brummenden Kopfes und der Kreislaufprobleme die richtige Entscheidung getroffen habe. Mein Krisenmanagement hat funktioniert und die Quote 18:1 spricht auch für sich. Klar hätte ich auch lieber als „der harte Hund“ gefinisht. Aber man kann eben nicht jeden Tag Superheroman sein. Die Sprüche Sieg oder Krankenhaus oder DNF is not an Option hören sich zwar gut an sind aber unterm Strich nichts Wert. Jeder muss – wie bei allem im Leben – die Verantwortung für seine Entscheidungen tragen. Ich kann und will das DNF nicht schönreden. Ich hatte in den letzten Tag viel Zuspruch und aufmunternde Worte und möchte mich auch herzlich dafür bedanken aber es ist wie bei einer Beerdigung, den Schmerz muß man selber tragen und den Rest heilt die Zeit. Es bleibt der Makel und der angekratzte Stolz des ersten DNF.

Zum Rennen der Profis ist alles gesagt, Frodeno und Ryf sichern sich die Titel in neuem Streckenrekord. Nachzulesen auf diversen Onlinemagazinen.

Vielen Dank an Christoph – unseren treuesten Supporter – für das Anfeuern, die Bilder und die Gastfreundschaft sowie Klaus Arendt von der tritime (https://www.tritime-magazin.de/) für einen Teil der schönen Radbilder :-).
Außerdem vielen Dank an unsere Partner Glück-Engineering und Parc-Trainingscenter und unserem Coach Bennie Lindberg.