2016Tria-Gear

Erfahrungsbericht der garmin fenix 3 HR nach 100 Tagen im Einsatz

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Technische Produkte im allgemeinen interessieren und faszinieren mich nicht nur von Berufs wegen schon von jeher. Was früher Lego oder die Modelleisenbahn sind heute elektronische Spielzeuge – neudeutsch Gadgets – die das Kinderherz im Manne höher schlagen lassen.

So gibt es in unserem Triathleten-Haushalt natürlich neben Notebook, Tablet, NAS, iPhone, Smart-TV, Airplay/DLNA/UDNP-Playern, die alle in unserem Home-Netzwerk miteinander vernetzt sind, auch jede Menge wearables unter anderem eine Actionkamera, diverse Sportuhren, Fahrradcomputer und 2 Leistungsmesser. Nicht zu vergessen einen virtual Rollentrainer, der ist allerding eher nicht wearable ;-).

Nach der Garmin fenix 2 im Jahr 2014 und dem Forerunner 920XT 2015 war es 2016 für mich als Nerd höchste Zeit im Sportuhrenbereich nachzulegen. Aufmerksam mit Adleraugen verfolge ich nicht nur den Markt für Sportuhren sondern auch für smart watches. Eigentlich würde mich auch die Apple-iWatch, Samsung Gear S2 oder Motorola Moto 360 interssieren. Aber aus der Sicht eines ambitionierten Triathleten halte ich die derzeitigen Smart Watches für den reinen hard-core-Sport-Anwendungsfall noch für technisch unterlegen. Wobei ich mir diese Meinung nicht durch eigene Praxiserfahrung gebildet sondern erlesen habe. Wird also höchste Zeit diese Erfahrungslücke zu schließen. Aus Zeit- und Budgetgründen bleibt es also zunächst bei der Sportuhr.
Grundsätzlich war ich mit meiner Forerunner 920XT sehr zufrieden. Sie war seit April 2015 mein ständiger Begleiter, nicht nur im Training und Wettkampf  sondern auch als Armbanduhr. Eben 24/7 Betrieb. Genau wegen dieses 24/7 Einsatzes wäre mir aber eine andere Optik lieber – weniger bunt oder flapsig ausgedrückt etwas weniger Kaugummi-Design der Forerunner 920XT (Achtung 920-User nicht abfällig gemeint 🙂 ). Geschmack ist eine bekanntlich sehr individuelle Angelegenheit, aber mir hatte meine Vorgängeruhr die fenix 2 deutlich besser gefallen.
Im Herbst 2015 gab es dann erste Anzeichen, dass im Frühjahr 2016 die fenix 3 HR gelauncht werden sollte. Nachdem alle meine Trainingsdaten mittlerweile auf Garmin connect gespeichert sind, war dann für mich auch klar – DAS wird mein nächstes Gadget.

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Unpacking:

Im Februar hab ich mich mit Heiko Gauert von cardiozone.de wegen der Garmin fenix 3 HR in Verbindung gesetzt und angefragt wann die Uhr denn verfügbar wäre. Cardiozone ist seit über zwei Jahren der Händler meines Vertrauen im Bereich Sportelektronik. Der Service ist super, man erhält kompetente Beratung, die den Vergleich mit keinem Einzelhändler scheuen muss. So muss ein Onlineshop aufgestellt sein.

Leider hat es dann bis Anfang April gedauert bis ich endlich die Vorankündigung per email erhalten hatte, dass die Uhr auf der Reise ist.
Die Spannung war fast unerträglich bis der Postbote mir endlich das Paket überreichte und ich damit den Status einer der ersten Besitzer der Garmin fenix 3 HR saphir erlangte 🙂
Schnell war die Verpackung abgepellt und DER Präzisionswecker hing an meinem Handgelenk.

fenix3HR_watchface_AnalogSeit Anfang April ist die Garmin Premium Sportuhr nun mein ständiger 24/7-Begleiter. Im folgenden sind meine persönlichen Erfahrungen mit dem Objekt meiner Begierde zusammengefasst.

Ich habe die Themen nach meinem persönlichen Interessen gruppiert. Es gibt bereits viele Testberichte und sogar  schon einige tear-downs wodurch die Technik bereits in ausreichender Tiefe beschrieben ist , daher gebe ich hier nur meine persönlichen Erfahrungen der Garmin fenix 3 HR im täglichen Einsatz wieder.

 

 

 

 

 

fenix3HR_weightGewicht:

Ich habe nun bereits einige Testberichte gelesen, welche die Uhr als schwer bezeichnen. Mit 89g selbst gemessen, kann ich das objektiv in der Tat nicht bestreiten. Trotzdem hat mich das bei allen meinen Aktivitäten noch nie gestört, um ehrlich zu sein ich habe das Gewicht eigentlich nicht mal wahrgenommen, geschweige denn negativ. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden.

 

 

 

 

 

Akku Laufzeit

Auch hier gibt es im Internet viele Berichte, die auf den Unterschied zwischen fenix 3 und fenix 3 HR eingehen. In Ermangelung einer fenix 3 habe ich hier keine objektive Vergleichsmöglichkeit. Klar ist natürlich, wenn die optische Herzfrequenzmessung aktiviert ist (ja man kann sie auch abschalten genau wie wifi oder Bluetooth) hat die Uhr eine höhere Stromaufnahme. Die Frage ist, stört einen das wirklich? Wenn man keine sportlichen Aktivitäten durchführt und die Uhr nur als Fitnesstracker benutzt (ohne optischen Pulsmesser), dann ist die Laufzeit der Uhr über eine Woche. Fragt sich, wie hat der Kerl als hyperaktiver Triathlet das festgestellt? Ganz einfach, ich war durch eine Grippe 3 Wochen ohne Training und da ist mir aufgefallen dass ich die Uhr nicht laden musste :-). Im Gegenzug, als ich mit der optischen HR Messung experimentiert habe, musste ich die Uhr auch mal nach 5 Tagen laden. Da waren dann aber auch mehrere stundenlange Radfahrten mit Wattmessung (also BT) und zusätzlich optische HR im Einsatz. Was ich damit ausdrücken möchte, die Akkulaufzeit hängt natürlich extrem stark vom persönlichen use-case ab. Der Dauereinsatz am Handgelenk eines aktiven Sportlers mit 20 und mehr Wochenstunden hat z.B. deutlich größeren Einfluss auf die Standzeit (Zeit bis zum nächsten Ladevorgang) als die HR-Messung am Handgelenk. Der Akku der fenix 3 HR ist jedenfalls so großzügig ausgelegt, dass die Standzeit in den meisten Fällen (hyperaktive Vieltrainierer oder Race Across America Aspiranten außen vor) die Woche überdauern sollte.
Ich bin mit der Laufzeit jedenfalls sehr zufrieden.

Herzfrequenz Genauigkeit

Da ich mich aus beruflichen Gründen bereits mit dem Thema optische Herzratenmessung befasst habe, war ich schon ausgesprochen skeptisch ob die optische Herzratenmessung am Handgelenk meinen Ansprüchen im Trainingsalltag genügen würde. Da mir das Thema am Herzen liegt, habe ich hier meine subjektiven Erfahrungen um ein paar Vergleichsmessungen ergänzt. Da ich mich von meiner Vorgängertrainingsuhr (FR920) aus Erinnerungsgründen nicht trennen kann (sie war letzten Oktober ein treuer Begleiter bei IRONMAN in Hawaii), habe ich einige Vergleiche Brustgurt+FR920 gegen fenix 3 HR mit HRM am Handgelenk durchgeführt.
Da ich mich beruflich, wie eingangs erwähnt, selbst mit der Thematik befasse, möge man mir hier einen Zweizeiler zur Technik verzeihen. Die Messung der Herzfrequenz am Handgelenk funktioniert bekanntlich optisch. Grüne LEDs emittieren Licht durch die Haut in das Gewebe. Dabei wird wird das Licht vom Blut in den Adern absorbiert. Eine sehr empfindlicher Sensor empfängt das reflektierte Licht. Mit jedem Herzschlag ändert sich also das Verhältnis von absorbiertem zu reflektiertem Licht, was der Sensor erfasst. Im medizinischen Umfeld am (ruhenden) Finger funktioniert die Technik schon seit vielen Jahren mit höchster Zuverlässigkeit. Wie sich sicher jeder vorstellen kann, ist die Messung sehr anfällig für äußere Einflüsse (Rütteln, Vibrationen z.B. beim Laufen, Festigkeit des Armbands, Temperatur, Feuchtigkeit auf der Haut etc.).  Die Software-Algorithmen zur Auswertung sind äußerst komplex. Erste Uhren mit dieser Technik, die ich mir bereits angeschaut hatte, entsprachen auch nicht meinen Vorstellungen.

Die anfängliche Skepsis stellte sich aber weitestgehend als unbegründet heraus. Ich bin wirklich beeindruckt wie gut Garmin die komplexe Technik der optischen Herzratenmessung  in seine erste  Premium-Sportuhr integriert hat. Sie ist aus meiner Sicht absolut alltags trainingstauglich und das sollte in den meisten Fällen auch für Athleten mit höchsten Ansprüchen gelten. Klar, wer sich eine Uhr mit optischer Herzratenmessung kauft und dann eine wissenschaftlich- bzw. EKG genaue Messung erwartet, der hat sich vergriffen, denn das ist NICHT der Einsatzbereich dieser Multisportuhr 🙂

Die einzigen Nachteile, die ich hier momentan sehe sind der etwas erhöhte Stromverbrauch und die schlechtere Dynamik. Um Störeinflüsse, die durch das Gerüttel und Geschüttel beim Sport enstehen, herauszurechnen hat Garmin offensichtlich eine ziemliche starke Dämpfung in seine Tiefpassfilter eingebaut, die eine Herzfrequenzänderung ziemlich träge wiedergeben. Beim Intervalltraining hinkten die Pulswerte insbesondere bei der Entlastung doch mehreree Sekunden hinter meiner Vergleichsuhr FR920 mit Brustgurt hinterher. Für mich persönlich ist das aber nicht so wichtig, da ich Intervalltraining nach Geschwindigkeit und nicht nach HF durchführe. Wer das anders macht oder einen Stufentest durchführt, dem würde ich empfehlen in diesen Fällen einen Brustgurt zu verwenden. Das ist ja das schöne an der fenix 3 HR, dass nach wie vor alle ANT+ fähigen Sensoren mit der Uhr gekoppelt werden können. Für alle anderen Einsatzgebiete insbesondere beim Training nach Dauermethode GA1 habe ich bei meinen Vergleichsmessungen keinerlei Unterschiede zwischen der optischen und der Brustgurtmessung feststellen können.
Eine Anmerkung noch. Das Armband muss man ziemlich stramm fest ziehen, wenn die Uhr am Handgelenk hin und her rutscht, dann werden die Messungen stark gestört.

Ein nettes Feature ist, dass man die gemessene HF der fenix 3 HR via ANT+ an andere Devices wie z.B. an den Edge am Radcockpit senden kann. D.h. die fenix 3 HR sieht für den Edge in diesem Moment wie ein HF-Gurt aus.

Wenn man auf die Geschichte der Herzfrequenzmessung zurückblickt, hat Polar 1983 das erste Herzfrequenzmessgerät auf Brustgurtbasis vorgestellt, die Messung auf Brustgurtbasis hat sich bis heute stetig weiterentwickelt und verbessert. Mit der optischen HF-Messung sind wir also noch ganz am Anfang. Die Technologie ist noch nicht bis ins letzte ausgereift. Ich bin sehr gespannt was wir die nächsten Jahre noch sehen werden. Sicherlich gehört die Sauerstoffsättigung dazu.

GPS Genauigkeit, Satelitensuche

Auch bzgl. der Genauigkeit kann ich keine Unterschiede zur FR920 feststellen. Das ist eben eine der Kernkompetenzen von Garmin, das funktioniert solide, die Technik ist ausgereift. Die Satelitensuche dauerte manchmal erstaunlicherweise länger als bei der FR920, andere Male ging es schneller. Im schlimmsten Fall kann es auch mal eine Minute dauern. Nach meiner Erfahrung hilft manchmal einer kleine Veränderung der eigenen Position.

Fitness tracking

Wie alle Sportuhren kann die fenix 3 HR auch als Fitness Tracker verwendet werden, Schritte, Schlafrhythmus, Stockwerke. Ein nettes Feature, das ich Anfangs als nutzlos abgelehnt hatte, aber mittlerweile habe ich daran wirklich Spass gewonnen 🙂 Das liegt insbesondere an der Garmin Connect App, die die Daten super aufbereitet darstellt und so motiviert, dass man gerne noch ein „Stockwerk dranhängt“.
Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass jemand sich die Uhr nur als Fitness Tracker anschafft, da sie für ausschließlich diesen Anwendungsfall brachial überdimensioniert wäre. Aber wer lieber eine stylische Uhr anstatt eines der Fitnessarmbänder bevorzugt, why not, der hat mit der fenix 3 HR sicher auch viel Spass.

Allgemeine Erfahrungen

Ich trage die Uhr nun seit April im 24/7 Mode. Die Software läuft super stabil. Ich hatte im Gegensatz zum Vorgänger der fenix 2 keinerlei Probleme. Garmin hat die Bezeichnungen etwas angepasst. Z.B. wurden die Aktivitäten und Aktivitätseinstellungen in APP umgetauft. Die neuen Bezeichnungen heißen z.B. APP, Widget und Displaydesign und hängen mit der neuen Option zusammen, dass Garmin nun eine Möglichkeit geschaffen hat selber APPs, Widgets oder das Display design über eine Entwicklungsumgebung zu programmieren. Es gibt bereits viele Anwendungen, die über Garmin express auf die Uhr geladen werden können. Ich habe z.B. eine APP geladen, die ein besonders großes Display beim Schwimmen bietet. Für alle Maulwürfe ein Segen 😉 Ein Muss waren natürlich auch die verschiedenen Displays. Wenn ich keinen Sport treibe, bevorzuge ich analoge Displays, aber man hat hier wirklich die Qual der Wahl.
Dank des besonders robusten Saphir Glases gibt es trotz des 24/7 Einsatzes noch keinen Kratzer auf dem Displayglas. Wer sich mit dem Gedanken trägt sich die Fenix anzuschaffen, dem kann ich diese Option daher nur wärmstens empfehlen. Die 30-50 Euro sind aus meiner Sicht gut angelegt.
Ich bin mittlerweiler insgesamt über 100 km mit der fenix geschwommen, alles dicht 🙂
Hier gäbe es für mich noch viel Neuland zu entdecken. So hab ich z.B. weder Erfahrungen mit der Golf App noch der Stand Up Paddling App 🙂 Jeder der die Uhr zum ersten Mal durchbättert wird überrascht sein welche Sportarten eingestellt werden können.

Optik

Jetzt folgt noch die Geschmacksfrage. Für mich ist die fenix 3 HR der Burner. Dank der Möglichkeit die Armbänder zu tauschen und die Displaydarstellung an seinen Tagesgeschmack anzupassen, gibt es unendlich viele individuelle Style Möglichkeiten. Ich bin jedenfalls begeistert.
Bei cardiozone.de gibt es eine schöne und informative Übersicht zu den verschiedenen Modellen.

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Backend Garmin express

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GarminConnect_view
Garmin connect wurde vor ca. einem Jahr komplett überarbeitet. Nach einigen anfänglichen Hängern ist die Backend jetzt eine echte Sahneschnitte. Die fenix 3 HR hat drei Interfaces über welche Daten auf Garmin connect hochgeladen werden können. USB (über Ladekabel), Wifi oder Bluetooth. Wer sich WLAN auf der Uhr eingerichtet hat kommt in den Genuss, dass alles automatisch synchronisiert wird.

Ich nutze mittlerweile überwiegend die App auf meinem iPhone.

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Oft synchronisiere ich via Bluetooth direkt nach dem Training, wenn ich neugierig bin was ich da so trainiert habe und warte nicht auf die automatische Synchronisierung in meinem wifi Heimnetz 🙂
Über Bluetooth lassen sich auch Smart Notifications (whatsapp etc.) auf der fenix 3 HR anzeigen. Das nutze ich allerdings nicht, hab die Option abgeschaltet, brauch auch mal meine Ruhe 😉
Wer seine Daten lieber über strava pflegt, kein Problem mit Garmin connect!
Hier gäbe es noch viel zu berichten, aber die Funktionen sind auch selbst erkärend.

Issues

Eigentlich gibts nicht viel auszusetzen aus meiner Sicht, maximal ein paar Kleinigkeiten.
So wurden z.B. manchmal bei mir die Intensitätsminuten nicht angerechnet. Da mache ich einen Triathlon und sehe 0 Intensitätsminuten diese Woche, nicht sehr motivierend 🙁
Ein weiterer Punkt, der aus meiner Sicht eine Verbesserung darstellen würde, wenn man den Apps die Sensoren dediziert zuordnen könnte. So versucht die Uhr z.B. auch beim Laufen am Anfang sich mit dem Leistungsmesser vom Rennrad zu verbinden.
Alles leicht verschmerzlich 🙂 Garmin ist sehr aktiv mit Bug-fixes und updates. Man sollte unbedingt regelmäßig updates durchführen. Wer Wlan auf seiner Uhr eingerichtet hat, dem wird das automatisch abgenommen, man muss das update nur bestätigen 🙂

Zusammenfassung

Die Garmin fenix 3 HR saphir ist technisch mit großem Abstand die bislang beste und ausgereifteste Sportuhr die ich je besessen habe. Dazu komm,t dass sie mir optisch sehr gut gefällt. Die Messlatte für andere Sportuhren liegt jetzt schon verdammt hoch. Die Uhr passt natürlich auch wie maßgeschneidert in unseren Triathleten-Haushalt. Ich könnte noch stundenlang über die verschiedenen Features berichten. Insbesondere das SDK zum Schreiben eigener APPs interessiert mich brennend. Vielleicht entschließe ich mich bei Gelegenheit das zu testen und hier meine Erfahrungen zu teilen.
Nochmals Vielen Dank an Heiko Gauert den Inhaber von cardiozone.de für die freundliche Beratung.