2015KaiTriathlon

29.03.2015 IRONMAN Südafrika Rennbericht Kai

Der Rennbericht: Standard Bank IRONMAN South Africa - African Championchip
Die Strecken:

Schwimmstrecke ->

Laufstrecke ->

Wechselzone T2 ->

<- Radstrecke

<- Wechelzone T1

Vorbericht:

Auf dem Papier ist es eine flache Radstrecke mit nur 1600 Höhenmeter. Auch die Laufstrecke ist mit 262 Höhenmeter als flach zu bezeichnen. Trotzdem waren die Zeiten im letzten Jahr eher langsam. Die Ursache ist der starke Wind. Das Schwimmen ist hier sehr wetterabhängig. Es gab schon häufig stürmischen Wind und Wellen. Zum Glück sind die Aussichten für Morgen gut. We will see 🙂

Die letzten 24h vor einem Rennen laufen vermutlich bei allen erfahrenen Triathleten ähnlich ab. Man hat seine Rituale und behält für GUT befundene Abläufe bei. Bei mir sieht das so aus: Morgens kurz Schwimmen, gut Frühstücken, kurzer Radcheck, nochmals 15 Minuten fahren, dann Rad einchecken und bereits gegen 16:00 die „Henkersmahlzeit“ zu mir nehmen. Danach versuche ich mich zu entspannen und nehme noch einen gerstenhaltigen Schlummertrunk 🙂
Das Schwimmen fiel diesen Morgen so kurz aus wie selten. Ich bin mit Michael nur zu unseren Hausstrand gefahren um mir den Trubel am offiziellen Schwimmstart zu ersparen. Fahren war eigentlich unnötig, da es nur 300m zum Strand waren, aber wenn man schon ein Auto hat … 😉 Jedenfalls hatte es solche Wellen, dass sogar Michael als 18-facher Hawaii Finisher das Panorama respektvoll mehmals mit „alter Falter“ kommentierte 🙂 Viele Wellenreiter nutzten die guten Bedingungen. Mit mehrmaligem untertauchen der 2m hohen Brandung, waren wir dann schließlich draussen. Aber auch hier musste man immer auf der Hut sein, dass man nicht in die Waschmaschine einer früher brechende Welle geriet. Nach weniger als 10 Minuten war ich wieder am Strand. Glücklich hatte ich den Zeitpunkt zwischen zwei Sets genutzt um ohne größere Waschvorgänge wieder ans Ufer zu gelangen. Michael hatte etwas weniger Glück und hat in der Waschmaschine seine Schwimmbrille verloren. Der restliche Tagesverlauf war dann Gott sei Dank etwas weniger aufregend.

Rennbericht:

Vor IM Rennen schlafe ich in der Regel sehr wenig, da die Anspannung mir scheinbar keine Ruhe gönnt. Auch im mittlerweile 18ten IM sollte ers nicht anders sein. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich mit diesem Rennen eine sehr hohe Erwartungshaltung  verknüpfte. Das Ziel war im Vorfeld eindeutig von mir kommuniziert worden: Hawaii Quali! Dazu musste ich das Podium erreichen. Durch die Aufwertung dieses IM zur African Championship mit der Aussicht auf Preisgelder und Weltranglistenpunkte bei den Profis und Erhöhung der Qualifikationsplätze von 50 auf 75 bei den Amateuren wurde das bisher stärkst besetzte Feld an den Strand der Nelson Mandela Bay gezogen. Letztes Jahr gab es 3 Slots in meiner AK50, und es gab zwar die Aussicht auf einen weiteren Qualifikationsplatz, aber darauf wollte ich mich nicht verlassen.

Um 3:15 klingelten die Wecker. Um 4:40 fuhren wir mit dem Auto zum Board Walk Komplex, in dem alle offiziellen Formalitäten des IMSA abgehalten wurden und vor dessen Kulisse am Strand sich Start und Ziel befanden.

Vorbeh ging ich mit Birgit nochmals zum Boardwalk. Ein letztes selfie vor dem showdown…

Morgens in der Wechselzone …

Im Dunkeln bestückte ich mein Wave mit Trinkflaschen, Gels, Garmin etc., checkte die Luft in den Reifen und prägte mir nochmals die Laufwege vom Wasser zum Bike ein.

Um 6 gings dann zum Einschwimmen vor zum Strand. Wegen der vielen Zuschauer und Athleten benötigte ich ziemlich lang dafür und hörte im Wasser die südafrikanische Nationalhymne und den Startschuss der Profis um 6:30.

Um 6:45 startete die erste Welle der Amateure von 18 bis 44 Jahre. Um 7:00 die zweite Welle mit Athleten 45 Jahre und älter sowie allen nicht Profi Frauen.
Ich positionierte mich in die 2te Reihe, ganz rechts aussen, direkt neben der Kanone, die um pünktlich um 7:00 Uhr abgefeuert wurde.

Ich hab mich aus jeder Rauferei herausgehalten und hab um die erste Boje, die ca. 300m vom Ufer entfernt war, einen riesen Bogen gemacht. Danach ging es 1600m bis zur nächsten Boje, von der wegen der Wellen  leider nichts zu sehen war. Manchmal hatte ich den Eindruck komplett allein auf dem indischen Ozean zu sein. Immer wieder hab ich zur Orientierung angehalten und nach anderen Schwimmern Ausschau gehalten und war jedesmal froh, wenn ich welche gesichtet hab, als Bestätigung, dass ich noch auf Kurs lag und nicht auf dem Weg nach Madagaskar 😉

Noch vor der nächsten Wendeboje hab ich dann die ersten Schwimmer der Startgruppe vor mir eingesammelt. Auf dem Rückweg war ales voller orangener Badekappen. Witzig waren die verschiedenen Kurse, die geschwommen wurden. Manchmal traf ich auf Schwimmer, die um 45 Grad anders schwommen als ich. Hey dude am I wrong or you? 😉  So stoppte ich also wieder und wieder zur Orientierung.

Nach 1:04 Stunden hatte ich dann endlich wieder trockenen Boden unter den Füßen und verließ als 4ter der AK50 das Wasser.

Da mein Rad direkt am Zaun stand, hab ich dann Birgit gesehen während ich mein Rad aus dem Ständer nahm.

Die ersten Kilometer aus der Stadt hatte ich irgendwie noch Brei in den Füßen und hab erstmal nich gepushed. Mit jedem Kilometer fühlten sich die Beine besser an und ich brauchte meinen Wattmesser um nicht zu überziehen. Am Berg nicht über 300 Watt und auf der Ebene nicht über 260, so lautete mein Fahrplan. Mit der Zeit konnte ich dann auch einige Athleten meiner AK überholen. Nach 2:?? war dann die erste Runde geschafft. Beim passieren von Start und Ziel habe ich dann den Sprecher gehört wie er David LaBouchier – den Vorjahressieger – erwähnte. Der tauchte dann auch nach kurzer Zeit vor mir auf und ich konnte auch ihn überholen. Wie sich später herausstellte lag ich zu diesem Zeitpunkt auf dem ersten Platz der AK 🙂

Die Schlüsselstelle des Radkurses ist das Mittelstück wo die 1600 Höhenmeter versteckt sind. In dem bergigen Teil habe ich es etwas ruhiger angehen lassen und wurde dafür auch sofort bestraft. Zwei Athleten meiner AK haben mich in kurzem Abstand überholt. Während eines Pinkelstopps hat mich dann auch David wieder überholt. Die Strecke sieht auf dem Papier – wie schon erwähnt – nicht schwierig aus, aber es rollt einfach nicht richtig. Insbesondere auf dem Rückweg, an der traumhaften Küstenstraße, fressen Wind und Straßenbelag alle Energie – aber nicht meine Moral 🙂 Auf den letzten 30km hab ich dann erste Anzeichen von Krämpfen gehabt und konnte nicht mehr weiter pushen. Auch mein Leistungsmesser war leider ausgefallen. Das Gerüttel mag mein Stages bzw. der Batteriehalter nicht 🙁
Auch mein Gelvorrat ging dem Ende entgegen. 14 Gels – neuer persönlicher Rekord 🙂 So langsam wurde es Zeit das Sportgerät zu wechseln. Nach 5:36 Stunden kam ich als 5ter der AK in die T2 und wurde hier noch von einem AKler überholt. Aber nach der Radfahrt war ich so steif, dass ich erstmal Zeit brauchte mich zu ordnen.

Der Marathon geht über drei Runden. Mittlerweile hatte es über 30 Grad und ich machte mich auf die Verfolgung. Ich hatte mit Bennie vereinbart max. die ersten 2km mit 4:30er Schnitt anzugehen und dann immer 4:45 bis 5:00. Nach weniger als 2km hatte ich mir den Kameraden, der mich in der T2 überholt hatte, bereits wieder gekauft. Mittlerweile war die Steifheit nach dem Radfahren gewichen und ich konnte ganz geschmeidig laufen. Ich musste weiter aufpassen nicht zu überziehen und behielt meine Geschwindigkeitsanzeige im Blick 🙂 Als ich Birgit passierte sagte sie mir, ich läge auf Platz 5 und zwei lägen kurz vor mir.

Das Teilstück zur Universität hat drei Schwierigkeiten, es enthält das einzige Bergaufstück des Laufkurses, die Verpflegungsstelle ist etwas weiter auseinander und es gibt fast keine Zuschauer. Das ist die Schlüsselstelle des Laufkurses. Ich hatte mir fest vorgenommen hier keinesfalls zu gehen und würde es noch so schwer werden. Als ich wieder bei Birgit vorbei kam, sagte sie mir David sei nur 30 Sekunden vor mir und kurz nach Beginn der 2ten Runde hab ich ihn dann gesehen. Da er letztes Jahr 3:23 gelaufen ist, hab ich nicht lange gefackelt, hab das Tempo erhöht und vorbei in der Hoffnung, dass er mich nicht als 50er erkennt und auch nicht dagegen hält. Bis zum Halbmarathon war also alles tutto bene.

 

Auch zu Hause wurde, wie ich wusste, mitgefiebert….

… und Birgit wurde mit Zwischenständen von Bennie versorgt. Vielen Dank für die Unterstützung und das Daumendrücken!!!

Aber ein Ironman ist bekanntlich nie einfach und so stellten sich bei mir auch erste Verschleißerscheinungen ein.

Birgit hat kontinuierlich im Athletstracker geschaut und auch noch von Bennie aus Deutschland Unterstützung gehabt ,der meine Konkurrenten auf dem „Radar“ überwacht hat. Und als ich Birgit zum ersten Mal der 2ten Runde passierte hätte ich am liebsten eine kleine Gehpause eingelegt. Aber Birgit ist mir verbal  derart in den Arsch getreten, dass ich weiter lief. Die Message war: Du hast 2 Verfolger nah im Genick, lass Dir das nicht nehmen. Dann kam die Schlüsselstelle zur Uni und hier konnte ich mich dann auf den 3ten Platz vorschieben. Als ich kurze Zeit später wieder bei Birgit war bestätigte sie mir das auch. Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht wie ich nochmals 14km Laufen soll 😉 Das große Leiden und Kämpfen begann. Die Runde bin ich im Tunnel gelaufen, ich hab nur wenig Erinnerung, nur Leiden und Beißen. Als ich das letzte Mal Birgit passierte war sie bereits 2 Strassen weiter vorgerückt, so dass ich sie früher als erwartet traf, was auch gut so war. Eigentlich hatte ich mir wieder vorgenommen ein paar Schritte zu gehen wenn ich sie traf, aber dann war ich schon vorbei. Also weiter. Auch das letzte Mal hoch zur Uni hab ich noch geschafft. Normalerweise tritt bei mir so 5km vor dem Ziel ein erlösendes Gefühl auf und das Laufen geht wieder einfacher. Diesmal leider nicht, die Qual wollte kein Ende nehmen 🙁

Aber als ich dann in den Zielkanal eingebogen bin, fiel alle Anspannung ab,

Pure, hemmungslose, unbeschreibliche Emotionen. Ich war nahe einer Überdosis Endorphin 😉 Ich habe mich noch NIE so über ein Finish gefreut wie dieses mal 🙂

Als ich Birgit hinter der Finishline getroffen habe – im Zielkanal hab ich sie übersehen wie immer 😉 – flossen auf beiden Seiten die Tränen. 3ter Platz der AK50 – Kona wir kommen! 🙂

Danach habe ich mich von einem Volunteer, der mich begleitete dazu verleiten lassen direkt zur Massage zu gehen. Das hätte ich besser nicht gemacht und wäre stattdessen noch ein wenig herumspaziert … So ist mir der Kreislauf etwas verrutscht und ich musste noch 1/2h ins Sanizelt. Aber auch das war angesichts des grandiosen Resultats zu verschmerzen.

Danach haben wir dann auch noch Dani und Michael getroffen…

An dieser Stelle möchte ich nochmals folgendes loswerden:

Michael und Dani verleihe ich hiermit den Fairnesspokal am Bande mit Schwertern, Brillianten und allem was dazu gehört.

Ich verneige mich mit tiefem und ehrlichen Respekt und möchte mich nochmals für so große sportliche Fairness bedanken. Das ist in keiner Weise selbstverständlich und ehrt die beiden, die das bescheiden von sich weisen um so mehr. Ohne Eure selbstlose Hilfe wäre mein Traum zum Albtraum geworden!
Was ist also passiert. Am Morgen, als ich bereits unterwegs zum Einschwimmen war, gab es in der Wechselzone einen Knall, der keinen zu interessieren schien, außer Dani, die dies mitbekam. Es handelte sich um mein Hinterrad 🙁 Gott sei Dank war Michael noch in der Nähe. Am Rennmorgen ist man immer in Zeitnot und hat mit seinem eigenen Kram genug zu tun. Trotzdem hat Michael, der noch dazu in der gleichen AK wie ich ist, die Bikecrew informiert und so lange nachgebohrt bis diese den Reifen gewechselt haben. Wir haben dies auf Video dokumentiert!

Race stats:

…in Bearbeitung (check ich noch genau zu Hause)….
Ergebnis: S-R-L: 1:04 – 5:36 – 3:31 insg. 10:20; 98ter overall; 3ter der AK50
Athleten am Start/im Ziel: ??/??
Ausrüstung: Neo: AddX; Bike: Wave emotion; Laufschuhe: Brooks Racer
Wetter: Sonne, morgens 16 Grad, Mittags 30+; Wind: ??kph

Fazit:

Der IMSA ist definitiv kein Bestzeiten fähiger IM. Dazu ist der Radkurs einfach zu langsam. Insgesamt aber sicher eines meiner besten Rennen ever. Besonders freue ich mich über den Marathon mit optimalem pacing – und zum ersten mal überhaupt durchgelaufen OHNE Gehpause – wodurch ich von Platz 6 auf 3 vorgelaufen bin. Zweitbeste Laufzeit der AK!

After Race, Slotvergabe und Awards Party

Zusammengefasst könnte man sagen, dass der nächste Tag in einer rosa Wolke verlief. Man müsste die Zeit anhalten können, dieses Gefühl unbeschreiblich – Life is good 🙂