2014Tria-Gear

Garmin 920XT Praxistest im Trainingslager

Vorwort:

Am Samstag den 6. Dezember klingelt es an der Tür und – nein nicht der Nikolaus steht vor der Tür – sondern der Postbote aber als eine Art personifizierter Nikolaus, denn er hält ein Paket mit einer der ersten Garmin 920XT Forerunnern in der Hand. Die Firma Cardiozone hat Wort gehalten und uns eine der ersten in Deutschland verfügbaren Uhren zukommen lassen.
Zum Dank werden wir im Rahmen eines kleinen Praxistests dem neuesten Forerunner Mitglied etwas auf den Zahn fühlen. Wir werden die Sache nicht so ganz wissenschaftlich angehen, sondern uns auch von der Intuition treiben lassen. Wir werden die Uhr nicht bis in die letzten Tiefen sezieren sondern lassen auch anderen erkundigungsfreudigen Technikfreaks noch etwas Spielraum. Wir (Birgit und Kai) sind Triathleten und legen den Fokus auf die Dinge, die wir tatsächlich täglich nutzen. Da wir bereits über mehrere Garmin devices verfügen (Edge800, 500, 2 x Fenix2, Forerunner610 und Garmin Swim) und davor über 10 Jahre Polar Uhren mit zahlreichen Modellen nutzten,  besitzen eine relativ breite Erfahrung zu dieser Art Sport-Gadgets.
Einen Nachteil an der Uhr habe ich auch gleich entdeckt – sie ist für meine Frau bestimmt und nicht für mich 🙁 Aber mit meiner Fenix 2 bin ich ebenfalls bestens aufgestellt. Wir werden daher auch immer wieder die Fenix2 zum Vergleich nehmen. So wird dieser Praxistest also von Birgit und mir, als gleichberechtigten Ko-Autoren verfasst. Da ich eher der Technik-Freak und Birgit eher der Praxis-Typ ist, sollte das ganze etwas ausgewogener und weniger techniklastig sein.
Wir sind der Meinung das solche Gadgets sich zum Stück weit intuitiv bedienen lassen müssen. Mit der bereits gesamelten Garmin Erfahrung, haben wir dann auch – entgegen des Ratschlags von Garmin – zunächst darauf verzichtet die Bedienungsanleitung zu studieren. Wir schreiben im Bericht auch manches was nicht auf Anhieb funktionierte, respektieren aber auch gleichermaßen dann den freundlichen „rtfm“-Hinweis von anderen Usern.

Unboxing:

Eigentlich waren wir mit einigem samstäglichem Alltagskram beschäftigt und wollten auch noch eine kleine Prerace Trainingseinheit machen, da morgen der Nikolauslauf in Tübingen anstand, aber das Cardiozone Packet hat die Planung dann durcheinander geworfen 🙂

An meinem Mini-Handgelenk sieht zugegebenermaßen jede Sportuhr überdimensional groß aus, so dass sie für mich auch wirklich nur eine Sportuhr ist.

Erste Trainingseinheit:

Die Prerace Trainingseinheit ist mit einer 5km Hausrunde etwas kürzer als geplant, aber als erste Aktivität der Uhr bestens geeignet. Ich wollte den neuen Gurt nicht auspacken, sondern hab meinen „alten“ Gurt der Fenix2 (es ist der gleiche Herzfrequenzsensor Typ Premium HRM-Run) mit der Uhr gekoppelt. Die Kopplung hat auch tadellos geklappt, allerdings waren die Pulswerte, die mir der 920XT auf dem Display beschert hat jenseits jeder Realität. Den Durchschnittspuls von 187 bei einem lockeren Lauf über 5km würde ich vermutlich nicht mal im Wettkampf schaffen und der Lauf war wirklich nur zum Beine ausschüttelteln. So hat mir die Uhr einen ersten Fluch entlockt …

Erste Bewährungsprobe - der Nikolauslauf in tübingen über 21,1 km

Vor dem Start ein kritischer Blick auf die Pulswerte, aber das was auf dem Display erschien war durchaus plausibel. Vermutlich hatten der 920XT und ich gestern nur einen schlechten Start oder ich war zu ungeduldig …
Auf die Schnelle bin ich gestern davon ausgegangen, dass beim Laufen die 1km-Auto-Lap bestimmt vorkonfiguriert sein würde und habe auch sonst keine Anpassung an den vorkonfigurierten Display-Einstellungen vorgenommen. Beim Wettkampf gab sie dann auch brav jeden Kilometer ein Piepsen von sich und die Pulswerte blieben den ganzen Wettkampf über plausibel. Für die gelaufene Zeit kann die Uhr nichts 😉
Das Hochladen der Daten über die Garmin-App via iPhone auf Garmin-Connect auf dem Heimweg ging sehr schnell, subjektiv deutlich schneller als mit der Fenix2.

Der ultimative Stresstest: die 920XT im Trainingslager In Lanzarote mit 2 "durchgeknallten" Triathleten

Die Uhr ist standardmäßig so eingestellt, dass beim Aktivieren der Aktivitätsanziege die Anzahl der pro Tag gemachten Schritte angezeigt werden und die Uhr bei zu langen Sitzpausen den Träger mit dem Befehl „Los“ animiert, sich wieder in Bewegung zu setzen. Amüsiert hat mich, dass nach einer langen Radtour, bei der man ja nur Kubelumdrehungen (aber keine Schritte) macht, nach ca. einer halben Stunde gemütlichen Aufenthalts auf dem Sofa die Uhr plötzlich ein „Los“ von sich gab.

In den 2 Wochen in Lanzarote hat die Uhr 22 Aktivitäten problemlos aufgezeichnet. In wechselnder Reihenfolge gab es Freiwasserschwimmen, Radeinheiten mit dem Rennrad, Lauftraining und ein Paar Rumpfstabi Einheiten, die ich unter der voreingestellten Aktivität Krafttraining aufgezeichnet habe. Nach dem Training hab ich meine Trainingseinheiten (Aktivitäten) gleich über mein iPhone 5s via Bluetooth Kopplung auf Garmin Connect hochgeladen. Im Gegensatz zur Fenix2 gibt es auch einen Menupunkt wlan mit dem sich die Aktivitäten auch ohne iPhone direkt mit GC synchronisieren lassen sollen, das hab ich allerdings noch nicht getestet. Das werde ich bei Gelegenheit nachreichen.
Am 2ten Tag gab es für meinen neuen Forerunner die erste Abwechslung, Freiwasserschwimmen im Meer. Nach der ganzen Kachelzählerei für uns die Offenbarung 🙂

Speicher, Akku und Bedienung:

Wie bei der Fenix2 ist natürlich auch eine klassische, kabelgebundene USB- Übertragung der Aktivitäten auf GC oder auch zum lokalen Abspeichern der Daten auf einen Notebook möglich. Wir haben unterschiedliche Konfigurationen getestet. Mit einem Macbook Pro 13″ Typ 2013 mit OS X 10.8.5, einem älteren Macbook Pro 17″ Typ 2009 mit OS X ????  und einem Acer Aspire 8951G mit Windows 7 Ultimate. In allen Fällen erscheint die 920XT im Finder bzw Explorer als Netzlaufwerk und man hat Zugriff auf die Konfirgurationsordner und die gespeicherten Aktivitäten. Bis jetzt habe ich noch keine Aktivität gelöscht, die 36 gespeicherten Trainingseinheiten (ca. 59 Stunden)  nehmen 1.1MByte Speicherplatz in Anspruch und auf der 920XT sind noch weitere 7.92 MByte Speicherplatz verfügbar. Der Speicherbedarf ist zum einen abhängig von der Dauer zum zweiten von der zurückgelegten Strecke und den damit verbundenen GPS Daten, Radaktivitäten benötigen z.B. mehr Speicherplatz als Laufaktivitäten. Auch zusätzliche Sensoren wie z.B. der Stages Leistungsmesser den Kai mit seiner Fenix2 und seinem Edge 810 gekoppelt hat, benötigen bei der Aufzeichnung erheblichen zusätzlichen Speicherplatz. Am 26.12. haben wir eine gemeinsame „lange“ Radtrainingseinheit aufgezeichnet. Für die 4:55 Stunden Training ist auf der 920XT eine .fit-Datei mit 101kByte, auf der Fenix2 (mit Stages Leistungsmesser) wurde eine Datei mit 602kByte abgespeichert. Auf der Fenix2 ist der gesamte Speicherplatz 30MByte auf der 920XT nur 10MByte.
Der Speicherplatz ist also bei beiden Uhren ausreichend. Auch wenn man den Leistungsmesser mit der 920XT koppeln würde, könnten voraussichtlich ca. 20h Radtraining aufgezeichnet werden.
Die Web Application Garmin Connect wurde im Lauf des Jahres 2014 von der sogenannten klassischen auf die neue „moderne“ Version umgestellt. Die Darstellung ist übersichtlicher, die Berichte zur post-Analyse sind dutlich verbessert. Leider ging das automatische Hochladen der Aktivitäten aus den Devices verloren. Die Dateien müßen jetzt als Datei aus dem Netzlaufwerk hochgeladen werden. Ich habe die Funktion immer genutzt und hoffe dass sie wieder aufgenommen wird. Als Übergangslösung lade ich meine Aktivitäten – falls ich sie noch nicht über mein iPhone synchronisiert habe – via „klassische“ Version von GC hoch. Die kann links (Kopf)  in der Modernen Version ausgewählt werden.
Die Akku-Nutzungsdauer der 920XT ist im direkten Praxisvergleich gegenüber der Fenix2 besser. Trotz eingeschaltetem Aktivitätstracker hielt die 920XT über 4 Trainingstage mit ca. 13h Training bis wir sie mit 8% Ladezustand wieder an das Ladegerät gehangen haben. Zum Vergleich schaffte die Fenix2 einen Ironman über 10:20 Stunden zwar problemlos, aber danach war der Ladezustand bereits so niedrig (unter 20%), dass sie um neuen Strom winselte. Diesem Verlangen nach neuem  Strom sollte man bei der Fenix2 übrigens unverzüglich nachkommen, da die Fenix2 des öfteren mit Unregelmäßigkeiten bei niedrigem Batteriestatus reagiert.
Insbesondere Triathleten, die für einen Ironman mehr als 11h benötigen, sollten sich den Forerunner 920XT genauer ansehen. Trotzdem gibt es auch die Besitzer einer Fenix2 eine Lösung, der sogenannte ultratrac mode bei dem das Intervall der stromfressenden gps Aufzeichnung bei der Aktivität Laufen z.B. von 1s z.B. auf 15 Sekunden umgestellt werden kann. Bei einem Athleten der z.B. 15h für den Ironman benötigt ist dies auch kein echter Nachteil, da er dann für den abschliessenden Marathon mehr als 5h benötigt, also den größten Teil der Strecke gehend bewältigt. Da ist das Aufzeichnungsintervall von 15s ausreichend. Dadurch kann die Nutzungsdauer der Fenix2 ebenfalls auf ca. 20h verlängert werden.
Zurück in Deutschland habe ich nach dem vielen Freiwasserschwimmen auch noch den Poolmode getestet. Wie schon von meiner Garmin Swim und von der Fenix2 gewohnt, zeichnet die Uhr dank Ihres integrierten Beschleunigungssensors die Anzahl der Bahnen, die Züge pro Bahn und die Zeit pro Bahn auf. Daraus wird der sogenannte swolf  Wert berechnet (Bahnlänge + Anzahl der Züge).

Fazit:

Der Forerunner 920XT ist die beste Sportuhr die ich je hatte. Ein nützlicher und bisher treuer Begleiter, den ich nicht mehr missen will. Er ist ein würdiger Nachfolger des 910. Für meinen subjektiven  Geschmack noch ein klein wenig zu groß aber der Style und das Design sind zeitgemäß und ansprechend. Durch die lückenlose Aufzeichnung spare ich mir auch mein manuelles Trainingstagebuch das ich seit Jahren führe. Wir dokumentiere die hochgeladenen Aktivitäten in GC mit persönlichen Eindrücken, wie Wetter oder Trainingszustand. Auch die Synchronisierung von GC  mit anderen Sport-Clouds vie Strava und Trainingstagebuch.de funktioniert hervorragend. Wir verwenden dazu den Dienst von Tapirik. Ich kann den 920XT jedem Triathleten wärmstens empfehlen.