2017BirgitKaiTriathlon

22.04.2017 IRONMAN Texas – Rennbericht

Rennbericht IM Texas Kai

Um 3:30 klingelte das iPhone und beendete die Nachtruhe. Gefühlt war die letzte Nacht nicht ganz so unruhig wie vor vielen anderen Rennen und meine #Fenix3 hatte über 5 Stunden tiefen Schlaf aufgezeichnet.

Die Zeit am Race morning vergeht ja immer rasend schnell, aber dieses Mal hat uns jemand mindestens 10 Minuten geklaut. Für 4:45 war das Taxi bestellt und wir sind jeder bewaffnet mit seinem Rucksack aus dem Hotelzimmer gestürmt. Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas vergessen zu haben. Ganz ohne persönliche Supporter muss man etwas genauer planen, so muss z.B. die eigene Pumpe im Hotelzimmer bleiben weil kein Platz im dicht gepackten After Race Beutel ist, der unnötigerweise auch noch zusätzlich mit einen Neo vollgestopft ist, weil die Rennleitung erst am Morgen bekannt geben wollte ob es ein Non Wetsuit Race geben wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür war unserer Meinung zwar äusserst gering, aber irgend ein Texaner hatte am Vortag gemeint, dass sie die Wassertemperatur vielleicht „schönmessen“ würden.

Kurz nachdem wir das Taxi verlassen hatten und darauf warteten, dass die Wechselzone öffnet, hat der Veranstalter via Facebook dann wie erwartet verkündet, dass es ein non wetsuit race sein wird. 20 Minuten vorher und der prall gefüllte Afterrace Beutel wäre deutlich schlanker geworden.

In der Wechselzone sind Birgit und ich fast maximal weit auseinander platziert gewesen. Also musste ich 2 Mal eine Pumpe schnorren. Eine Höchststrafe, wo doch alle wegen der engen schedule sehr busy sind. Nachdem meine Reifen Luft hatten, bin ich sofort zurück zu Birgit und hab dann auch ihre aufgepumpt. Dann wieder zurück zu meinem Platz und noch den Garmin montiert. Das einklicken der Schuhe hab ich mir erspart, da die Wiese, auf der die Wechselzone errichtet war, einem Sumpfgebiet glich und ich nicht mit Matschfüssen in die Schuhe wollte.

Wir haben noch kurz die Beutel gecheckt und unsere Brillen (Birgit die Sonnenbrille und ich meine Sehhilfe) reingepackt. Dann ging es den 1,5km langen Fußmarsch in einer Art Prozession mit 2000 anderen Athleten zum Schwimmstart. Auf der anderen Seite des Sees, zum sogenannten North shore. Die Schlangen an den Dixis waren wieder mächtig lang, kaum zu glauben, dass alle auf den Topf kommen bevor der Startschuss fällt. Ich hatte Glück, war bereits im Hotel total entleert 😉 und wartete auf Birgit, die sich in die Schlange gestellt hat.

Während Birgit Schlange gestanden ist, wollte ich die Zeit nutzen und meine überzähligen Sachen verstauen, den Rucksack in die vorgesehene Plasticktüte stopfen und nicht zuletzt meinen Swimsuit, Badekappe und Brille aus dem Rucksack holen. Flashback, war da nicht vorher das Gefühl etwas vergessen zu haben? Bingo! Der Swimsuit war nicht im Rucksack. Auch ein 2tes und 3tes ausräumen hilft da nicht … In anderen Jahren wäre ich jetzt sicher mental in ein Loch gefallen. Dieses mal war ich – vermutlich wegen der geänderten Zielstellung – relaxt -> O.K. Dann muss es halt ohne sein, muss ja glücklicherweise nicht nackt schwimmen, den Racesuit hatte ich ja schon im Hotelzimmer angezogen 🙂 Es blieb auch keine Zeit sich groß zu ärgern weil bereits der Startschuss der Pro Männer gefallen ist.
Umarmung und Abschiedskuss mit Birgit und dann hab ich mir einen passenden Platz für den Rolling Start gesucht.
Schilder mit erwarteten Schwimmzeiten? Fehlanzeige! Ich wollte dieses mal unbedingt entspannt schwimmen ohne Druck. Also irgendwo zwischen 1:05 und 1:10. Also hab ich gefragt. Am gleichen Platz hab ich Antworten zwischen 1:00 und 1:15 erhalten. Super! Dann hiess es auch schon vorrücken. Alle unter 1h hierher, aber dabei hat sich alles noch weiter vermischt. Wieder ein paar Zeitfragen an die mich umgebenden. 1:10, 1:05, 1:15. Na ja immerhin die 1h Schwimmer waren jetzt weiter vorn. Es gab die obligatorische Hymne und dann ging es los. Ich hab noch ein paar vorgelassen und bin dann auch ins Wasser.

Es ist ein Kurs, der überwiegend im gegenuhrzeigersinn geschwommen wird, die Bojen immer links vom Schwimmer. 1x den schlanken See hoch und fast wieder zurück. Am Ende des Rückwegs geht es dann in einen schmalen Kanal rechts weg, der noch ca. 800m lang Richtung Wechselzone führt (ähnlich wie in Klagenfurt). Ich hab mich sofort rechts außen orientiert. Ganz relaxed fast ohne andere Athleten bin ich neben dem Pulk von Athleten so locker wie möglich los geschwommen. Nach ein paar Minuten hab ich mich richtig gut gefühlt und hab dann begonnen langsam mehr Tempo zu machen. So relaxed war noch kein Start aller meiner Triathlons. Ich hab mir dann immer andere Athleten meist links von mir als Orientierungspunkt genommen und bin dann auch aufgeschwommen. Kurz dahinter dann wieder rechts vorbei im niemandswasser und zur nächsten Gruppe. Die Wendeboje kam schneller als erwartet. Auch danach setzte sich das Spiel fort. Ich war gefühlt nur am überholen. Ein echt geiles Gefühl 🙂 Da ich ganz rechts geschwommen bin, musste ich eng um die Boje zum Kanal, aber da war witzigerweise gar niemand. Also auch ohne Feindberührung um diese Boje gekommen. Der Kanal hat sich dann aber gezogen. Das ging viel länger als erwartet und so machte ich mir auch keine Hoffnung auf eine gute Schwimmzeit, aber ich fühlte mich immer noch gut.

Als ich endlich die kurze Treppe dem Wasser stieg und auf meine Uhr geschaut hab, konnte ich kaum meinen Augen trauen 1:05. Super 🙂 Beim Wechsel hab ich es auch ruhig angehen lassen, mein Bike musste ich aus dem Rack zerren, da noch keins gefehlt hat 🙂 Als ich mich auf das Rad geschwungen hab kam das erste kleine Problem des Tages, ich konnte die Pedale nicht einklicken. Die Schlammwüste hat zuviel Dreck in meinem Speedplay hinterlassen. Ein kurzer Zwangstopp zur Schuhsäuberung war unvermeidlich. Beim nächsten Mal vielleicht doch lieber mit Dreckfüssen in die Radschuhe? However jetzt ging es los. Wie beim Schwimmen hab ich versucht etwas Druck rauszunehmen und trotzdem nicht irgendwo kleben zu bleiben. Ich hatte mir 230-240W als oberes Level gesetzt. Der Durchschnitt sollte so maximal bei 220W liegen. Mehr hab ich mir bei meinem Trainingsumfang nicht zugetraut. Auf dem Rad ging es weiter wie es im Schwimmen aufgehört hat, es lief einfach Bombe. Gute Beine, gute Stimmung, so geil nach 18 Monaten wieder Teil des Geschehens zu sein 🙂

In der Stimmung besteht immer die Gefahr dass man überzieht. Da wäre ich in anderen Rennen sicher auch in Gefahr gekommen, aber ich bin weiter meinen Stiefel gefahren blos nicht weiter pushen. Immer zwischen 38 und 45 km/h. Das rockt 🙂 Der Radkurs ist in Texas gelinde gesagt öde. Ein paar Schlenker und dann auf die Hardy Toll Road. Eine Autobahn mit jede Menge Brücken wo es immer etwas auf und ab geht. Das ganze 2x. Wenn man Radkurse wie Lanzarote, Südafrika oder Cozumel gesehen hat ist das hier eher was für Psychos. Hirn ausschalten, Birne runter und treten. Wenn man nicht zur Seite schaut… No problem, verpassen tut man nichts, weil es gibt nichts zu sehen.

Jedenfalls bin ich die Toll Road runtergeballert und wurde nur selten überholt. Sehr wenig los hier, dachte ich mir. Am Wendepunkt angekommen zwangsweise ein erster Blick nach hinten und ungefähr 10 Lutscher im Gepäck. Nachdem ich dann die Füsse hochgenommen hab sind sie vorbei und haben ihr Spiel weiter getrieben. Riesensauerei, aber kein Race Marshall in Sicht. Leider konnte ich jetzt nicht mehr frei fahren. Also hab ich weiter die Hufe hoch gemacht, mich versorgt und die Jungs fahren lassen. Nach einiger Zeit konnte ich wieder ohne Probleme frei fahren und das bekannte Tempo aufnehmen. Die ersten 60km hatte ich bei 1:37 abgehakt und dachte, das wird heute eine richtig geile Radzeit.

Auf der 2ten loop lief es noch besser. Das hat mir auf dem Runterweg nach Süden aber dann doch Sorgen bereitet, die 5km Splits auf meinem Garmin Edge waren plötzlich noch schneller. Das bedeutet Wind. Nach der letzten Wende kam dann auch die Bestätigung. Gegenwind volles Brett. Wo auf dem ersten Weg nach Norden noch 36km/h stand war jetzt keine 30km/h mehr. Shit! Ich bin ja von Lanza auch Wind gewöhnt, aber mit diesem plötzlichen Gegenwind konnte ich nicht umgehen. Der hat mich echt fast gekilled. 50km das Leiden Christi. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich von der Tollroad runter war, dachte ich jetzt läuft es wieder, aber Pustekuchen, bis zum Ziel nur noch Pattex an den Füssen. Irgendwie hat der mentale Kampf auch bei meinem Magen Spuren hinterlassen. Das Gel wollte nicht mehr flutschen. Die Radzeit hatte ich schon abgeschrieben, doch siehe da immerhin noch eine 5:10. Das hab ich vor dem Rennen für unmöglich gehalten.

Beim Wechsel hab ich mir wieder Zeit gelassen und wollte dabei bewusst auch wieder die negativen Gedanken der letzten 30km abschütteln.

Der Laufkurs in The Woodlands gefällt mir sehr gut. 3 Runden rund um den See und entlang des Waterway. Voll mit Zuschauern, die eine Bombenstimmung machen. Einfach genial! Der Anfang des Laufs ging noch ganz gut. Ich konnte immerhin einen 4:45 bis 5er Schnitt halten. Aber bereits nach ca. 6km als ich mich zwang ein Gel zu nehmen, merkte ich, dass der Magen heute nicht mitspielen würde. An den folgenden Aid Stations hab ich dann auf Coke umgestellt. Mir war aber klar, das geht nicht lange gut. Am Ende der ersten Runde war dann der Ofen aus. Kein Sprit mehr im Tank, ausgebrannt, erschöpft, motivationslos. Bei Halbmarathon liessen sich leider auch ein paar gepflegte Spuckerle nicht vermeiden. Danach gab es überwiegend Wasser und der Volkswandertag war endgültig eingeläutet. Trotz der Umstände hab ich versucht die Zeit und die tolle Stimmung an der Strecke zu genießen. Ich war einfach happy – trotz der Gehpausen – nach 18 Monaten wieder dabei sein zu können:-) Diese Gedanken haben die beschwerlichen letzten 1,5 Runden deutlich einfacher werden lassen.

Ich kann gar nicht sagen wie happy ich war als Mike Riley auf der Finish line meinen Namen genannt hat „Kai Fugel, 20 time Ironman finisher, 2 times Ali drive, competing with his wife, you are an Ironman“. Endlich wieder Gänsehaut:-)

Fazit:
Top Schwimmen ohne Neo!
Super Bike.
Laufen 14km und dann Volkswandertag, was ehrlicherweise zu erwarten war.
Ich bin viel, viel weiter gekommen als ich mit meinem Trainingsumfang erwartet habe.
Thx Bennie für die geniale zeitoptimierte Trainingsgestaltung! Ich hätte nie gedacht bei dem Panorama so so weit zu kommen. Beste Voraussetzungen für das nächste Rennen. #comebackstronger
 
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Rennbericht Birgit

So früh im Jahr bin ich bisher noch nie bei einem IM gestartet. Aus beruflichen Gründen haben wir es im Vorfeld (von Weihnachten mal abgesehen) auch nicht in ein Trainingslager geschafft. Einzig 3 verlängerte Wochenenden im März mussten zur Vorbereitung ausreichen. Daher war mir auch klar, dass ich nicht die Rad- und Laufform von Vichy haben würde. Da von einem Neo-Verbot auszugehen war, bin ich in der Vorbereitung soviel wie noch nie ohne meine geliebten Hilfsmittel geschwommen und die endgültige Entscheidung am Wettkampfmorgen hat mich auch nicht aus dem Gleichgewicht geworfen.

Aber irgendwie werden das Schwimmen und ich wohl nie Freunde werden. Im Gegensatz zu Kai kam mir der Weg zur ersten Wendeboje endlos vor, vom Rückweg und dem Stück im Kanal ganz zu schweigen … Ein Blick auf die Uhr beim Schwimmausstieg und große Enttäuschung machte sich breit, noch langsamer als letztes Jahr in Vichy – wie manche sagen würden, so langsam kann man doch gar nicht schwimmen – doch kann frau … Also in der Wechselzone erst mal sortieren, versuchen einen Haken dran zu machen und auf das Rad fahren zu fokussieren.

Auf den Schlenkern bis zur Hardy Toll Road war ich nur am überholen und auch die ersten 30 km auf der Toll Road nach Süden liefen ganz gut. Nach 60 km lag ich noch unter 2 Stunden. Dann hörte der Spaß allerdings auf – ich bekam Rücken- und Magenprobleme und der immer stärker werdende Gegenwind machte mich mürbe. An diesem Tag waren schnelle Schwimmer eindeutig im Vorteil, der Wind wurde im Laufe des Tages immer stärker und während Kai den Gegenwind erst beim zweiten Rückweg hatte, durfte ich mich schon beim ersten Rückweg darüber freuen … Und Magenkrämpfe nach 60 km auf dem Rad verheissen in der Regel ja auch nichts gutes. Egal einfach weitermachen. Der Magen beruhigte sich mit Rückenwind wieder, der Rücken leider nicht und das zweite Gegenwindstück war die Hölle. Die 5km Segmente wollten nicht rumgehen und so standen am Ende leider nur 6:30 auf dem Rad zu Buche. Im der Wechselzone angekommen war ich überrascht, wie viele rote Beutel noch da lagen (im Vergleich zur Anzahl der blauen Beutel nach dem Schwimmen). Vorsichtig bin ich losgelaufen und wider Erwarten lief es richtig gut. Die ersten beiden Runden war ich im flow und dann war ich auf einen Schlag mental am Ende. Körperlich ab es eigentlich keine Gründe, aber der Kopf wollte einfach nicht mehr. Da hätte ich jemanden gebraucht, den ich kenne, der mir gut zugeredet hätte … Also bin ich einfach gegangen. Immer wieder bin ich dann doch gelaufen, wieder gegangen, wieder gelaufen … nach 13:11:36 war ich endlich im Ziel. Überglücklich, trotz allem durchgehalten zu haben.

Die Stimmung an der Laufstrecke war mit die beste, die ich bisher bei einem IM erleben durfte, auch in meiner dritten Runde, wo sich die „Massen“ manchmal schon extrem ausdünnen. DANKE Texas!